Klin Monbl Augenheilkd 2021; 238(05): 555-560
DOI: 10.1055/a-1344-8138
Übersicht

Okuläre Mitbeteiligung bei COVID-19: Konjunktivitis und mehr

Artikel in mehreren Sprachen: English | deutsch
1   Zentrum für Augenheilkunde, Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
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Rafael S. Grajewski
1   Zentrum für Augenheilkunde, Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
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Philomena A. Wawer Matos
1   Zentrum für Augenheilkunde, Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
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Adam Kopecky
1   Zentrum für Augenheilkunde, Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
2   Klinik für Augenheilkunde, Universitätskrankenhaus Ostrava, Ostrava, Tschechische Republik
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Ludwig M. Heindl
1   Zentrum für Augenheilkunde, Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
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Claus Cursiefen
1   Zentrum für Augenheilkunde, Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
› Institutsangaben

Zusammenfassung

SARS-CoV-2, der Erreger von COVID-19, führt seit Anfang 2020 zu einer weltweiten Pandemie, von der auch die Augenheilkunde betroffen ist. Dabei kann ein Ophthalmologe aktuell jederzeit mit potenziell COVID-19-assoziierten okulären Symptomen oder Manifestationen bei Patienten konfrontiert werden und sich aber auch selber durch engen Patientenkontakt anstecken. Auch ohne systemische Infektion kann die Augenoberfläche direkt mit Aerosolen und Flüssigkeiten, die SARS-CoV-2-Partikel enthalten, in Kontakt kommen. Auch eine Schmierinfektion durch Hand-zu-Augen-Kontakt ist möglich. Eine rein isolierte okuläre Infektion ist bisher nicht nachgewiesen. Vielmehr scheint es so, dass okuläre Komplikationen im Rahmen einer systemischen Infektion auftreten können, wobei okuläre Symptome auch Erstsymptom sein können. Die häufigste okuläre Komplikation einer COVID-19-Infektion ist die milde follikuläre Konjunktivitis. Seltener können auch hämorrhagische Konjunktivitiden, eine Keratoconjunctivitis sicca, eine Episkleritis sowie retinale Beteiligungen auftreten. Aktuell gibt es keinerlei evidenzbasierte Therapieempfehlungen für COVID-19-assoziierte Erkrankungen der Augenoberfläche. Tränenersatzmittel könnten zur Symptomlinderung hilfreich sein, eine Evidenz für antivirale, antibakterielle oder antientzündliche Therapien liegt nicht vor, sie können im Einzelfall aber angewendet werden. Zu den potenziellen intraokulären Komplikationen gehören Arterienverschlüsse und retinale Hämorrhagien sowie Cotton-Wool-Spots, verursacht durch eine komplementvermittelte thrombotische Angiopathie. Sehr selten können auch neuroophthalmologische Komplikationen wie das Miller-Fisher-Syndrom oder infarktbedingte zentrale Erblindungen auftreten. Das Wissen um potenzielle Übertragungswege und über die persönliche Schutzausrüstung ist für den Ophthalmologen genauso unerlässlich wie ein Grundwissen über potenzielle okuläre Symptome und Komplikationen.

Geteilte Seniorautorenschaft: LMH und CC trugen in gleichem Maße zu diesem Manuskript bei und sollten beide als Seniorautoren anerkannt werden.




Publikationsverlauf

Eingereicht: 20. Dezember 2020

Angenommen: 16. März 2021

Artikel online veröffentlicht:
21. Mai 2021

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