Klin Monbl Augenheilkd 2021; 238(04): 372-375
DOI: 10.1055/a-1354-5671
Der interessante Fall

Endotheldekompensation nach Implantation einer kosmetischen Irisprothese

Endothelial Decompensation after Implantation of a Cosmetic Iris Implant
Anna Schroeter
1   Augenklinik, Universitätsspital Basel, Schweiz
,
Maya Mueller
2   Institut für Refraktive und Ophthalmo-Chirurgie, Zürich, Schweiz
,
1   Augenklinik, Universitätsspital Basel, Schweiz
3   Augenklinik, Pallas Kliniken AG, Olten, Bern, Schweiz
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Hintergrund

Schönheitsstandards zwingen zur Anpassung und fordern manchmal unvorstellbare Opfer. Im Streben nach Schönheit greifen die Menschen immer häufiger zu chirurgischen Eingriffen, bei denen sie manchmal ihre Gesundheit riskieren. Die künstliche Iristransplantation wurde erstmals 1996 von den US-amerikanischen Pionieren Dr. Siegenthaler und Dr. Ruth aus Deutschland durchgeführt. Seitdem wurde sie an Patienten in Europa, Kanada, Asien und den USA angewandt. Die beiden wichtigsten heutzutage verfügbaren Implantate sind NewColorIris (Kahn Medical Devices, Panama City, Panama) und BrightOcular (Stellar Devices, New York, USA) [1]. Mit BrightOcular – einem neueren in den USA entwickelten, künstlichen, dünnen, flexiblen, biokompatiblen, farbigen medizinischen Silikonimplantat – wurden Änderungen eingeführt, die die Sicherheit des Verfahrens verbessern sollten [2](BrightOcular: http://www.brightocular.com). Die wichtigste Designverbesserung waren die patentierten hinteren Rillen, die theoretisch einen kontinuierlichen Wasserfluss zwischen dem Implantat und der Iris und ein minimales Scheuern der Iris gewährleisten sollten, wodurch eine Irisatrophie und ein erhöhter Augeninnendruck verhindert würde [1]. Das Implantat ist in verschiedenen Größen erhältlich: Durchmesser 11,5 – 13,5 mm, 5 abgerundete 3-eckige Kanten 0,12 – 0,14 mm dick und 0,8 – 1,0 mm lang, Dicke insgesamt 0,3 – 0,5 mm [1]. Operationen mit BrightOcular werden seit 2010 durchgeführt. Diese Methode wurde zuerst für ihre medizinischen Anwendungen erfunden. Das intraokulare Implantat wird zur Behandlung bei Patienten mit Aniridie, Heterochromie, Augenalbinismus, Irisruptur nach einem Trauma, schwerer Irisatrophie, Kolobom und Iridoschisis angewandt, indem die Augen bei den Patienten mit hoher Lichtempfindlichkeit vor den schädlichen Auswirkungen des Sonnenlichts geschützt werden [1]. Die dauerhafte Veränderung der Augenfarbe ist eine weitere Anwendung der künstlichen Iris, die aus ästhetischen Gründen durchgeführt wird. Künstliche Iriden sind in verschiedenen Farben erhältlich (meeresgrün, babyblau, jadegrün, eisgrau, rauchgrau, türkisgrün) und die gewünschte Farbe wird ins Auge implantiert. Die für das künstliche Implantat verwendeten Materialien sind getestet worden und von der FDA (Food and Drug Administration) zugelassen. Aber das BrightOcular-Verfahren wurde bei der FDA nicht registriert und ist in den USA für klinische Studien nicht verfügbar [3]. Die Verwendung von Irisimplantaten aus kosmetischen Gründen bei normalen Augen ist ein umstrittenes Konzept.

Nicht zu verwechseln sind die bewährten Irisimplantate nach Koch. Diese flexible Irisprothese mit individuell angefertigter Iriszeichnung wird nur aus medizinischen Gründen zur Vorderabschnittrekonstruktion bei Patienten mit partieller oder vollständiger Aniridie, im Gegensatz zu den 2 o. g. Irisimplantaten, angewendet [10].



Publication History

Received: 17 September 2020

Accepted: 06 January 2021

Article published online:
19 February 2021

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