Psychiatr Prax 2021; 48(S 01): S42-S47
DOI: 10.1055/a-1364-5068
Originalarbeit

KI-gestützte Selbstvermessung der Psyche: Philosophisch-ethische Implikationen

AI-Based Self-Tracking of the Mind: Philosophical-Ethical Implications
Orsolya Friedrich
Institut für Philosophie, Juniorprofessur für Medizinethik, FernUniversität Hagen
,
Johanna Seifert
Institut für Philosophie, Juniorprofessur für Medizinethik, FernUniversität Hagen
,
Sebastian Schleidgen
Institut für Philosophie, Juniorprofessur für Medizinethik, FernUniversität Hagen
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Die Arbeit an dieser Publikation wurde gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Projektnummer 418201802.

Zusammenfassung

Ziel Zunehmend werden KI-basierte Anwendungen entwickelt, die Nutzende dabei unterstützen sollen, ihre Emotionen, Überzeugungen und Verhaltensmuster digital zu erfassen, zu verwalten und zu verändern. Solche Formen der Selbstvermessung im Bereich der menschlichen Psyche können vielfältige medizinische Vorteile in Diagnostik, Prävention und Therapie haben. Dieser Beitrag geht der Frage nach, welche philosophisch-ethischen Herausforderungen gegenüber diesen Vorteilen abgewogen werden sollten.

Methode Zunächst werden einige KI-basierte Anwendungen zur Selbstvermessung psychischer Eigenschaften und Prozesse skizziert. Im Anschluss werden relevante philosophisch-ethische Implikationen aufgezeigt.

Ergebnisse Folgende Aspekte erweisen sich als normativ relevant: Verbesserung versus Verminderung von Selbstbestimmungsfähigkeit; Verbesserung der Selbstkenntnis versus Entfremdung; positive versus negative Aspekte eigenverantwortlicher Gesundheitsfürsorge; epistemische Herausforderungen von KI-Anwendungen; Schwierigkeiten von konzeptionellen und normativen Festlegungen in den Anwendungen.

Abstract

Objective AI-based applications are increasingly developed to support users to digitally record, manage and change their emotions, beliefs and behavior patterns. Such forms of self-tracking in the mental sphere are accompanied by a variety of medical benefits in diagnostics, prevention, and therapy. This article pursues the question of which philosophical-ethical implications must be taken into account when dealing with these advantages.

Methods First, some AI-based applications for self-tracking of mental characteristics and processes are outlined. Subsequently, relevant philosophical-ethical implications are presented.

Results The following aspects prove to be normatively relevant: improvement versus reduction of self-determination; improvement of self-knowledge versus alienation; positive versus negative aspects of self-responsible health care; epistemic challenges of AI applications; difficulties of conceptual and normative definitions in the applications.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
02. März 2021

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