Hebamme 2021; 34(02): 13-14
DOI: 10.1055/a-1368-6239
Studienergebnisse
Kurz berichtet

Vaginalblutungen und Übelkeit Prädiktoren für Schwangerschaftsverlust?

DeVilbiss EA, Naimi AI, Mumford SL, Perkins NJ, Sjaarda LA, Zolton JR, Silver RM, Schisterman EF. Vaginal bleeding and nausea in early pregnancy as predictors of clinical pregnancy loss. Am J Obstet Gynecol. 2020 Oct;223(4):570.e1–570.e14. doi: 10.1016/j.ajog.2020.04.002.

Während der frühen Schwangerschaft kommt es häufig zu Vaginalblutungen und Übelkeit. Aktuell ist wenig darüber bekannt, inwiefern solche Ereignisse mit einem klinischen Schwangerschaftsverlust in Zusammenhang stehen. E. A. DeVilbiss et al. haben zu dieser Fragestellung nun neue Ergebnisse vorgelegt.

Die Untersuchung basierte auf Daten der Studie „Effects of Aspirin in Gestation and Reproduction“ (EAGeR). Dabei handelte es sich um eine multizentrische, blockrandomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie (2006–2012). Eingeschlossen waren Frauen mit einer klinisch bestätigten Schwangerschaft, die zuvor bereits 1 – 2 Schwangerschaftsverluste erlitten hatten. Zwischen der 2. und 8. Schwangerschaftswoche (SSW) protokollierten die Studienteilnehmerinnen täglich ihre Symptome. Zudem wurde ein Monitoring bezüglich eines Schwangerschaftsverlustes durchgeführt. Die Autoren ermittelten für jedes Blutungs- und Übelkeitsmuster das Risiko für einen Verlust der Schwangerschaft.

Ergebnisse

Daten von 701 Frauen gingen in die Analyse ein. 113 Probandinnen (16,1 %) erlitten einen Schwangerschaftsverlust, 582 Frauen (83 %) erreichten eine Lebendgeburt, und 6 Frauen (0,9 %) schieden aus der Studie aus. Bei 211 Studienteilnehmerinnen (30,1 %) war eine Vaginalblutung feststellbar, 639 (91,2 %) litten unter Übelkeit. In den meisten Fällen handelte es sich um Schmierblutungen im Rahmen einer einzigen Blutungsepisode. Zwischen den SSW 2 und < 4, 4 und < 6 sowie 6 und 8 nahm die Prävalenz von Vaginalblutungen von 5,9 % (Lebendgeburt, klinischer Schwangerschaftsverlust: 5,7 %, 7,1 %) über 14,6 % (13,9 %, 18,6 %) auf 20,8 % (18,4 %, 32,4 %) zu. Gleichzeitig berichteten während dieser Zeitspannen jeweils 22,7 % (23,2 %, 20,4 %), 65,9 % (67,5 %, 58,4 %) sowie 87,0 % (90,6 %, 69,0 %) von Übelkeit. Bei 37 Schwangerschaften mit abschließender Lebendgeburt (6,4 %) sowie bei 24 (21,2 %), die mit einem klinischen Schwangerschaftsverlust endeten, trat keine Übelkeit und / oder Erbrechen auf. Das höchste Risiko für einen klinischen Schwangerschaftsverlust bestand im Fall von Frauen, die zwischen der 6. und 8. SSW Blutungsereignisse ohne Übelkeit aufwiesen (Prävalenz = 3,6 %; Risikodifferenz = 56,1 %). Der positive prädiktive Wert belief sich auf 68,0 %, der negative prädiktive Wert auf 85,8 %, das positive Wahrscheinlichkeitsverhältnis auf 11,1 und das negative Wahrscheinlichkeitsverhältnis auf 0,86. Vergleichbar mit den Faktoren Alter, Body-Mass-Index, Blutdruck und Taille-Hüft-Verhältnis vor der Empfängnis („Area under the Curve“ 0,81) erwiesen sich Übelkeit und Vaginalblutungen als Prädiktoren für einen klinischen Schwangerschaftsverlust („Area under the Curve“ 0,87).

Fazit

Laut Studienergebnis deuten Blutungen zwischen der 6. und 8. SSW, ohne Auftreten von Übelkeit, auf ein erhöhtes Risiko für einen klinischen Schwangerschaftsverlust hin. Demgegenüber handelt sich bei Blutungen und Übelkeit vor der 6. SSW nicht um Prädiktoren für einen Schwangerschaftsverlust – dennoch sollten solche Ereignisse nach Meinung der Autoren weiterhin mit Vorsicht behandelt werden.

Dr. Frank Lichert, Weilburg


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Publication History

Article published online:
06 May 2021

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