Klin Monbl Augenheilkd 2022; 239(08): 1033-1042
DOI: 10.1055/a-1473-5713
Übersicht

Herausforderungen bei der Behandlung der neovaskulären altersbedingten Makuladegeneration

Article in several languages: English | deutsch
1   Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie, Medizinische Universität Wien, Österreich
2   Forschungszentrum Vienna Clinical Trial Center, Medizinische Universität Wien, Österreich
,
Wolf Bühl
1   Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie, Medizinische Universität Wien, Österreich
,
Ursula Schmidt-Erfurth
1   Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie, Medizinische Universität Wien, Österreich
,
Stefan Sacu
1   Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie, Medizinische Universität Wien, Österreich
2   Forschungszentrum Vienna Clinical Trial Center, Medizinische Universität Wien, Österreich
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Zusammenfassung

Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist eine der Hauptursachen für Visusbeeinträchtigung und Erblindung von Menschen über 60 Jahren in entwickelten Ländern. Während für die trockene Spätform derzeit keine effektiven Therapieoptionen existieren, kann ein Fortschreiten der neovaskulären AMD (nAMD) bei einer regulären Behandlung mittels intravitrealer Applikation von Anti-VEGF-Substanzen zumeist verhindert werden. Neben den zugelassenen Wirkstoffen Ranibizumab, Aflibercept und seit Kurzem Brolucizumab werden andere Wirkstoffe wie Bevacizumab häufig Off-Label angewandt, um Kosten einzusparen. Auch das Behandlungsintervall wurde mehrfach weiterentwickelt, um die Frequenz der Injektionen bei Visuserhalt zu reduzieren und somit Kliniken und Patienten zu entlasten. Nach fix vorgegebenen Injektionsabständen etablierte sich das Pro-re-nata-Regime, bei dem anhand von festgelegten Kriterien in monatlichen Abständen entschieden wird, ob eine Injektion verabreicht wird. Bei dem Treat-and-extend-Protokoll erhalten Patienten an jedem Termin eine Injektion und die Abstände zwischen den Injektionen werden abhängig von klinischen Ergebnissen verändert. Das Observe-and-plan-Regime erlaubt als Erweiterung des Treat-and-extend-Protokolls eine blockweise Festlegung der Injektionsabstände für jeweils 3 aufeinanderfolgende Injektionen. Leider konnten die Ergebnisse in Real-World-Studien bei keinem der genannten Behandlungsschemata an die der Zulassungsstudien heranreichen. Hohe Terminanzahl und Angst vor dem Injektionsverfahren stellen Belastungen für Patienten dar. Angehörige beklagen Produktivitäts- und Einkommensverluste durch regelmäßige Betreuung der Patienten. Nicht zuletzt sind Gesundheitssysteme weltweit von den steigenden Behandlungszahlen und dem damit verbundenen Aufwand sowie den Kosten betroffen. Die Therapie der nAMD ist eine Errungenschaft der modernen Medizin, die stetig evaluiert und überarbeitet werden muss, um Patienten trotz Herausforderungen bestmöglich zu therapieren.



Publication History

Received: 06 October 2020

Accepted: 27 February 2021

Article published online:
01 July 2021

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