Zusammenfassung
Der Einsatz moderner molekularer Technologien gab uns im letzten Jahrzehnt neue Einblicke
in die komplexen Interaktionen des menschlichen Mikrobioms in Bezug auf Gesundheit
und Krankheitsentstehung. Hierbei wurde unter anderem das Sterilitätskonzept des Harntrakts
verworfen, sodass man sich nun als Ziel gesetzt hat, die verschiedenen mikrobiellen
Signaturen zu identifizieren, die mit diversen Erkrankungen assoziiert sind. So stehen
Dysbalancen des Mikrobioms zunehmend im Verdacht, negative Auswirkungen auf diverse
maligne und benigne Krankheitsbilder zu verursachen. Kürzlich konnten solche Zusammenhänge
auch für das Prostatakarzinom, Nierenzellkarzinom und Harnblasenkarzinom gezeigt werden.
Das Ergebnis hiervon ist die Entdeckung potenziell neuer Biomarker zur Diagnostik
und als Therapieziel der genannten Erkrankungen. Für die Diagnostik einiger benigner
Krankheitsbilder wie der interstitiellen Zystitis, der Dranginkontinenz und der chronischen
Prostatitis bzw. dem chronischen Beckenschmerzsyndrom galt eine mikrobielle Beteiligung
bislang als Ausschlusskriterium. Jedoch zeigen auch hier die aktuellen Studien, dass
das patientenindividuelle Mikrobiom durchaus Einfluss auf Entstehung und Ausprägung
der jeweiligen Erkrankung haben kann.
Abstract
The use of modern molecular technologies in the last decade has given us new insights
into the complex interactions of the human microbiome in health and in the pathogenesis
of diseases. Among other things, the sterility concept of the urinary tract has been
discarded and the goal is now to identify the different microbial signatures associated
with various diseases. Dysbalances of the microbiome are increasingly suspected of
causing negative effects on various malignant and benign diseases. Recently, such
associations have also been shown for prostate carcinoma, renal cell carcinoma and
urinary bladder carcinoma. This may lead to the discovery of new potential biomarkers
for the diagnosis and as a therapeutic target of the diseases mentioned. For the diagnosis
of some benign diseases such as interstitial cystitis, urge incontinence and chronic
prostatitis or chronic pelvic pain syndrome, microbial involvement was previously
considered an exclusion criterion. However, current studies show that the individual
patient's microbiome can have an influence on the development and severity of the
respective disease.
Schlüsselwörter
Mikrobiom - Prostatakarzinom - Nierenzellkarzinom - Harnblasenkarzinom - Benigne Erkrankungen
Keywords
microbiome - prostate carcinoma - bladder carcinoma - renal cell carcinoma - benign
diseases