Transfusionsmedizin 2021; 11(02): 127-142
DOI: 10.1055/a-1479-8504
CME-Fortbildung

Fetale und neonatale Alloimmunthrombozytopenie, Teil 2

Risikostratifizierung und BehandlungFetal and Neonatal Alloimmune Thrombocytopenia, Part 2Risk stratification and treatment
Ulrich J. Sachs
,
Ivonne Bedei
,
Sandra Wienzek-Lischka
,
Nina Cooper
,
Harald Ehrhardt
,
Roland Axt-Fliedner
,
Gregor Bein

Zusammenfassung

Die fetale und neonatale Alloimmunthrombozytopenie (FNAIT) wird durch mütterliche Antikörper hervorgerufen, die gegen ein vom Vater ererbtes Blutgruppenmerkmal an fetalen Thrombozyten gerichtet sind. Während Teil 1 des Beitrags Ausgabe die Ätiologie, die Pathogenese und die Diagnostik der FNAIT thematisiert hatte, widmet sich dieser 2. Teil der Risikostratifizierung und Behandlung [1].

Abstract

Fetal and neonatal alloimmune thrombocytopenia (FNAIT) is a bleeding condition caused by maternal antibodies against fetal platelet antigens inherited from the father. The incidence of severe FNAIT (neonatal platelet count < 50 G/l) is 1 in 2500 live births. Its most severe consequence, intracranial hemorrhage, leading to death or neurologic disability, occurs in 10 per 100 000 neonates, commonly prior to birth. This review summarizes the current knowledge on the management of pregnancies at risk, and prophylaxis in this part no. 2, while the 1st part presented the incidence, pathogenesis as well as the diagnosis of FNAIT.

Kernaussagen
  • Die fetale und neonatale Alloimmunthrombozytopenie (FNAIT) wird durch mütterliche Antikörper hervorgerufen, die gegen ein vom Vater ererbtes Blutgruppenmerkmal an fetalen Thrombozyten gerichtet sind.

  • Eine thrombozytäre Antikörperdiagnostik sollte durchgeführt werden

    • bei milder Thrombozytopenie (Thrombozytenzahl > 50 G/l) nach Ausschluss einer Plazentainsuffizienz als Ursache,

    • bei Thrombozytenzahl < 50 G/l,

    • bei einem ansonsten gesunden Früh- oder Neugeborenen mit Thrombozytopenie,

    • bei einem Neugeborenen mit Verdacht auf eine intrakranielle Blutung.

  • Beim Neugeborenen mit FNAIT sollten bei Thrombozytenzahlen < 30 G/l oder bei akuter Blutung Thrombozytenkonzentrate gegeben werden. Diese sollten in der Akutsituation nur dann HPA-ausgewählt sein, wenn solche Präparate unmittelbar zur Verfügung stehen.

  • Bei klinischem Verdacht auf eine FNAIT und negativem HPA-Antikörpersuchtest muss ein Cross-Match zwischen mütterlichem Serum und paternalen Thrombozyten durchgeführt werden.

  • Bei einer Schwangeren mit FNAIT-Risiko ist eine nichtinvasive pränatale Diagnostik zur Bestimmung der HPA-Merkmale des Fetus indiziert, wenn der Kindsvater heterozygot für das implizierte Merkmal ist.

  • Die Gabe von hochdosierten Immunglobulinen während der Schwangerschaft ist Stand der Wissenschaft und Technik zur Prophylaxe von intrakraniellen Blutungen des Fetus und Neugeborenen, wenn bei der Schwangeren ein thrombozytärer Antikörper nachgewiesen wurde, der gegen ein HPA-Merkmal des Fetus gerichtet ist.



Publication History

Article published online:
01 June 2021

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