Im OP 2022; 12(01): 44
DOI: 10.1055/a-1631-9272
DGF-Mitteilungen

Liebe DGF-Mitglieder, liebe Kolleginnen und Kollegen

Petra Becker
,
Martina Losch
,
Antje Scheer

die OP-Abteilung ist ein steter Quell von Spannungsfeldern. Wir versuchen, geschlechter-, fach-, berufsgruppen-, hierarchie- und auch generationsübergreifend professionell und harmonisch durch den Tag zu kommen.

Die Konflikte zwischen jüngeren und älteren Kolleginnen und Kollegen innerhalb des Teams sind jedem wohlbekannt. Doch wieso ist das so? Jung und Alt könnten das perfekte Team sein, super zusammenarbeiten und sich wunderbar ergänzen: Die einen bringen Innovationen mit, die anderen Berufs- und Lebenserfahrung. Toleranz und Verständnis sind dafür eine Voraussetzung.

Was bedeutet „jung“ und „alt“? Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat festgelegt: Alt ist ein Mensch mit 75 Jahren. Wer die 90 knackt, ist nicht mehr alt, sondern hochbetagt. Ab dem 100. Lebensjahr gilt man als langlebig. Dann wäre da noch die Gruppe der 60- bis 74-Jährigen – noch keine alten, aber laut WHO die Gruppe der sogenannten älteren Menschen. Als junger Mensch hingegen wird in Deutschland eine Person bezeichnet, die unter 27 Jahren ist.

Unsere jungen Kollegen stehen im Berufsleben noch ganz am Anfang. Viele sind durch ihre überschäumende Lebensfreude davon überzeugt, dass ihnen die Welt gehört, nichts passieren und alles erreicht werden kann. Die Technologie spielt eine große Rolle, das Handy ist ständig griffbereit. Für wiederum viele Ältere ist es erfrischend, an ihren Ideen und Überzeugungen teilzuhaben. Manche Vorschläge können nicht umgesetzt werden, aber viele Ältere wünschen sich die unbeschwerte Energie der Jugend zurück.

In der Altersgruppe der 30–40-Jährigen haben viele Kollegen schon einige Erfahrungen gesammelt, sind selbstbewusst, Neuem gegenüber aufgeschlossen und können sinnvolle Prioritäten setzen. Work-Life-Balance wird als wichtig angesehen und gelebt, nicht nur im Privaten, sondern auch bei der Arbeit. Diese Altersgruppe ist mit ihren fachlichen Kompetenzen, ihrem Verantwortungsbewusstsein und ihrer Leistungsfähigkeit ein starker Pfeiler für das Team.

Es gibt Menschen, die wirken schon mit 40 oder 50 Jahren alt: Sie sind nicht mehr flexibel, sondern eigensinnig und erstarrt, erste körperliche Einschränkungen kommen hinzu. Das erschwert gelegentlich eine positive Einstellung zur Arbeit und zu den Kollegen. Die Belastungen in dieser Altersgruppe werden oft unterschätzt: Die eigenen Kinder sind in der Pubertät oder beginnen, ihre Zukunft zu gestalten; die eigenen Eltern werden pflegebedürftig; die Ehe will gepflegt und neu ausgerichtet werden. Je nach Persönlichkeit, werden diese Konflikte mit in den OP gebracht und beinträchtigen den Arbeitsalltag. Allerdings haben die Kollegen in dieser Lebensphase auch großes fachliche Potenzial. Mit ihrer Routine können sie den Jüngeren und Unerfahrenen viel Unterstützung geben und Mentoren sein.

Mit Mitte 50 bis Mitte 60 scheint bei vielen Kollegen eine erneute Veränderung einzusetzen. Der Blick auf die Rente wird intensiver, das Freizeitbedürfnis wird asynchroner. Die vielen kleinen Enttäuschungen des Arbeitslebens verringern die Bereitschaft für Führungsverantwortung, physischen Dauereinsatz und Lehrtätigkeit. Diese Kollegen sind aber häufig die Joker im Dienstplan und übernehmen die ungeliebten Diensttermine, da sie ihre Freizeitverpflichtungen flexibler gestalten können.

Wie schön wäre es, wenn es uns gelingen würde, die Vorteile jeder Altersgruppe im OP in einen Topf zu werfen und die entstehenden Synergien zu nutzen. Es würde uns keine Energie kosten, sondern Potenzial erzeugen. Der Generationenkonflikt kann nicht gelöst, aber sicher positiv genutzt werden. Mit Verständnis und Toleranz kann ein respektvolles Miteinander entstehen. Dabei kann es sehr hilfreich sein, das Gegenüber zu spiegeln.

Wir wünschen Ihnen für das neue Jahr auch im Hinblick auf das oben genannte Thema viel Innovation, Geduld und Ausdauer. Achten Sie auf sich und andere und bleiben Sie gesund.

Ihre Petra Becker, Martina Losch und Antje Scheer

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Verantwortlich für den Inhalt: Petra Becker, Martina Losch, Antje Scheer



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
21. Dezember 2021

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