Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2022; 29(01): 3-4
DOI: 10.1055/a-1708-8975
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Unn Klare
1   Behnkenhagen
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Ungewöhnlicher West-Nil-Fieber-Ausbruch in Arizona

Das West-Nil-Virus hat sich seit seiner Entdeckung in Uganda im Jahr 1937 vom afrikanischen Kontinent aus fast weltweit verbreitet. Der Sprung über den Atlantik gelang dem Virus 1999, als erstmals Fälle in New York auftraten. Nur 3 Jahre später hatte das Virus bereits die Westküste der USA erreicht und breitete sich auch in benachbarte Staaten aus.

Die USA sind nach wie vor das am stärksten betroffene Land Amerikas, wobei die Fallzahlen hier sowohl insgesamt als auch in den einzelnen Bundesstaaten jährlich stark schwanken: Die Höchstmarke von fast 10 000 humanen Erkrankungen wurde in den USA im Jahr 2003 erreicht, danach lag die Zahl der jährlichen Fälle meist zwischen 2000 und 3000. In den Jahren 2019 und 2020 wurden mit 971 bzw. 664 Fällen ungewöhnlich wenige Infektionen gemeldet.

Starke Schwankungen der regionalen Fallzahlen

Letztes Jahr dagegen stieg die Zahl der Infektionen wieder deutlich: Bis Mitte Dezember 2021 wurden 2445 humane Erkrankungen festgestellt, wobei 165 Personen die Infektion nicht überlebten. Bemerkenswert dabei war zum einen, dass mit 1300 Erkrankungen, darunter 90 Todesfällen, mehr als die Hälfte der gemeldeten Infektionen aus Maricopa County stammten, einer Region in Arizona mit nicht einmal 4,5 Mio. Einwohnern – ein Jahr zuvor waren hier lediglich 3 Fälle registriert worden.

Die zweite Besonderheit war, dass es bis in den Dezember hinein eine hohe Zahl an Neuinfektionen gab und die Saison für eine durch Mücken übertragene Krankheit damit ungewöhnlich lang war (allein von Mitte November bis Mitte Dezember 2021 wurden in Maricopa County etwa 250 Neuinfektionen und 78 Todesfälle registriert).

Diese jährlichen und regionalen Fluktuationen lassen sich vor allem durch Wetterschwankungen erklären: Während Maricopa County im Jahr 2020 – als es hier lediglich 3 West-Nil-Fieber-Fälle gab – einen außergewöhnlich trockenen Sommer erlebte, bot der besonders regnerische Sommer 2021 ideale Bedingungen für die Mückenpopulationen und somit auch für die Verbreitung des Virus. Und ein ungewöhnlich milder Spätherbst bis in den Dezember hinein verlängerte die Mückensaison noch einmal deutlich gegenüber dem Vorjahr.


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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
14. Februar 2022

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  • Literatur

  • 1 World Health Organization. World malaria report 2021. Geneva: WHO; 2021