Zusammenfassung
Ziel Untersuchung der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Durchführung radiologischer
Bildgebung in Deutschland.
Material und Methoden In dieser retrospektiven multizentrischen Studie wurden die durchgeführten CT- und
MRT-Bildgebungen 7 deutschlandweiter radiologischer Zentren von Januar bis Dezember
2020 analysiert. Das Untersuchungsvolumen wurde mit dem Vorjahreszeitraum verglichen
(Wilcoxon-Mann-Whitney-Test). Die Auswertung der aggregierten Daten erfolgte differenziert
nach Modalität, Zuweiser, Körperregion und unter besonderer Berücksichtigung der zeitlichen
Pandemieentwicklung. Die Untersuchungszahlen wurden zudem mit der Inzidenz von SARS-CoV-2-positiven
Fällen und assoziierten Todesfällen korreliert (Spearman-Test).
Ergebnisse Im Pandemiejahr 2020 wurden insg. 4 % (n = 8314) weniger CT- und MRT-Untersuchungen
durchgeführt als im Vorjahr (p < 0,05). Die Differenz ist vornehmlich auf den Zeitraum
des harten Lockdowns (Kalenderwoche 12–16, 22. März bis 19. April 2020) zurückzuführen,
welcher im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu einem Rückgang der Untersuchungen um
29 % geführt hat (n = 894, p < 0,01). MRT-Untersuchungen waren dabei stärker betroffen
als CT-Untersuchungen (36 % vs. 26 %). Der größte Rückgang war mit –38 % (p < 0,01)
bei ambulanten Patienten zu verzeichnen und bei Untersuchungen von Wirbelsäule und
Extremitäten (–51 % bis –72 %, p < 0,05 bis p < 0,01). Am geringsten tangiert waren
Untersuchungen aus den Zentralen Notaufnahmen (–13 %, p < 0,05) sowie CT-Untersuchungen
des Thorax (–16 %, p < 0,05). Das Ende des harten Lockdowns ging mit einer sukzessiven
Normalisierung des Untersuchungsvolumens auf das Vorjahresniveau einher, die auch
mit Beginn der zweiten Pandemiewelle und des milderen Lockdowns am Jahresende anhielt.
Der Rückgang der Untersuchungen 2020 korrelierte dabei negativ mit der Inzidenz an
SARS-CoV-2-positiven Fällen und assoziierten Todesfällen (r = 0,28 und 0,49; p < 0,05
und p < 0,001).
Schlussfolgerung Die COVID-19-Pandemie in Deutschland führte 2020 temporär zu einem signifikanten
Rückgang radiologischer CT- und MRT-Untersuchungen. Nach Ende des ersten Lockdowns
im Frühjahr zeigte sich eine rasche Erholung der Untersuchungszahlen mit weitgehender
Stabilisierung des Untersuchungsvolumens auf das Vorjahresniveau.
Kernaussagen:
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Die Studie zeigt die pandemiebedingten Veränderungen radiologischer Bildgebung in
einer multizentrischen, deutschlandweiten Analyse.
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Im Jahr 2020 kam es während des ersten Lockdowns zu einem temporären quantitativen
Rückgang an CT- und MRT-Untersuchungen.
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Mit Beginn der ersten Lockerungen trat eine zügige Normalisierung der Untersuchungsvolumina
auf Vorjahresniveau ein, die bis zum Jahresende anhielt.
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Signifikante Nachholeffekte wurden nicht beobachtet.
Zitierweise
Key words
COVID 19 - SARS-CoV-2 - imaging volume - MRI - Germany - CT