Zusammenfassung
Hintergrund Die MRT-Untersuchung der Mamma ist von zentraler Bedeutung in der Diagnostik der
Erkrankungen der Mamma. Dies gilt sowohl für die Primärdiagnostik als auch die Verlaufsbeurteilung.
Obwohl dabei die frühe Kontrastmittelanreicherung derzeit die wichtigste diagnostische
Sequenz darstellt, erlangt vor allem die Diffusionswichtung (DWI) eine zunehmende
Bedeutung in der Bildgebung, nicht zuletzt aufgrund ihrer Unabhängigkeit von einer
Kontrastmittelgabe. Die vorliegende Übersichtsarbeit stellt die diagnostische und
prognostische Relevanz der DWI bei Erkrankungen der Mamma vor.
Methoden Unter Berücksichtigung der veröffentlichten Literatur stellt dieser Übersichtsartikel
den möglichen klinisch relevanten Nutzen der DWI der Mamma dar. Es werden verschiedene
diagnostische Anwendungen erläutert, insbesondere zur Primärdiagnostik von unklaren
Raumforderungen der Mamma, und der Möglichkeit eines nativen Screenings. Weiterhin
werden Korrelationen mit histopathologischen Eigenschaften und die Vorhersage des
Therapieansprechens der neoadjuvanten Chemotherapie diskutiert.
Ergebnisse Viele Studien zeigten den diagnostischen Wert der DWI in der primären Dignitätseinschätzung
von intramammären Herdbefunden. Benigne Läsionen der Mamma weisen signifikant höhere
„Apparent diffusion coefficients“ (ADC-Werte) auf als maligne Tumoren. Dies kann klinisch
genutzt werden, um unnötige Biopsien zu reduzieren. Zur Differenzierung der Subtypen
des Mammakarzinoms wurden hingegen inkonklusive Ergebnisse veröffentlicht, sodass
die DWI nicht sicher den immunhistochemischen Subtyp vorhersagen kann. Die DWI kann
jedoch helfen, durch ein Ansteigen des ADC-Werts das Ansprechen der neoadjuvanten
Chemotherapie vorherzusagen.
Schlussfolgerung Die DWI ist eine vielversprechende Untersuchungstechnik, die zum Standardprotokoll
der Mamma-MRT gehören sollte. Sie kann vor allem bei der Diagnosestellung klinisch
relevante Zusatzinformationen liefern. Bezüglich der prognostischen Relevanz, der
Vorhersage von Subtypen oder dem Proliferationsindex gibt es jedoch keine Evidenz
für einen Zusatznutzen. Die Technik benötigt vor allem noch vermehrte Standardisierung,
um den ADC-Wert als klinischen Biomarker reliabel verwenden zu können.
Kernaussagen:
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Die DWI kann helfen, zwischen benignen und malignen Tumoren der Mamma zu unterscheiden
und damit unnötige Biopsien zu vermeiden.
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Der ADC-Wert kann nicht zwischen den immunhistochemischen Subtypen des Mammakarzinoms
unterscheiden.
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Der ADC-Wert steigt unter der neoadjuvanten Chemotherapie des Mammakarzinoms an und
kann damit helfen, ein Therapieansprechen frühzeitig vorherzusagen.
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Für die klinische Translation ist eine weitere Standardisierung der Technik vonnöten.
Zitierweise
Key words
DWI - breast cancer - ADC