physioscience 2022; 18(02): 91-92
DOI: 10.1055/a-1790-9991
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Periphere und zentrale Effekte nach schmerzlindernden Interventionen bei Patient*innen mit Schulterschmerzen

Peripheral and Central Effects after Pain-relieving Interventions in Patients with Shoulder Pain

Zusammenfassung

Hintergrund

Obwohl Schulterschmerzen zu den häufigsten muskuloskelettalen Beschwerden gehören, sind die zugrunde liegenden Mechanismen noch weitgehend unbekannt. Die quantitative sensorische Testung (QST) ist eine quantifizierbare Methode zur Bewertung der sensorischen Funktion des Nervensystems und wird zur Untersuchung peripherer und zentraler Schmerzmechanismen bei Patient*innen mit verschiedenen muskuloskelettalen Schmerzzuständen einschließlich Schulterschmerzen eingesetzt. Es hat sich gezeigt, dass die QST einen Vorhersagewert für zahlreiche Interventionsmöglichkeiten hat. Es ist jedoch unbekannt, ob QST-Profile als Reaktion auf verschiedene Behandlungen moduliert werden können. Daher wurde in dieser systematischen Übersichtsarbeit und Meta-Analyse untersucht, ob QST-Parameter durch Interventionen bei Patient*innen mit Schulterschmerzen verändert werden können.


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Methode

Im Rahmen einer systematischen Übersichtsarbeit wurden 3 Datenbanken (PubMed, Embase, Cochrane Central Register of Controlled Trials) durchsucht, um geeignete Studien zu ermitteln. Die infrage kommenden Studien sollten prospektiv angelegt sein, Übersichtsarbeiten, Pilotstudien und Fallberichte wurden ausgeschlossen. Außerdem sollte mindestens eine QST-Variable als Ergebnis in Verbindung mit einer Intervention vor und nach der Intervention bei Patient*innen mit Schulterschmerzen gemessen werden. Alle Arten von Interventionen (z. B. manuelle Therapie, Bewegung, Operation, Akupunktur, Taping, Arzneimittel und Kombinationen von Behandlungen) waren zulässig. Patient*innen mit Schulterschmerzen im Zusammenhang mit Wirbelsäulen- oder Hirnverletzungen oder in Kombination mit chronischen Nackenschmerzen wurden ausgeschlossen. Sowohl die Auswahl der Artikel im Suchprozess als auch das „Methodological Quality Assessment“ wurden von 2 unabhängigen Gutachtern durchgeführt. Für letzteres wurden das Quality in Prognostic Studies (QUIPS) Risk-of-Bias-Tool sowie die Physiotherapy Evidence Database Scale (PEDro-Skala) verwendet. Die Ergebnisse wurden narrativ und soweit möglich auch unter Verwendung der standardisierten mittleren Differenz in einem Modell mit zufälligen Effekten mit umgekehrter Varianz (inverse-variance random effects model) in einer Meta-Analyse zusammengefasst.


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Ergebnisse

19 Studien, davon 11 randomisierte kontrollierte Studien und 8 prospektive Kohortenstudien, wurden aufgenommen. Alle Arbeiten schlossen Patient*innen mit subakromialem Impingement oder chronischen (unspezifischen) Schulterschmerzen ein. Die Druckschmerzschwelle (PPT) war der am häufigsten verwendeten QST-Parameter zur Untersuchung der lokalen und entfernten Schmerzempfindlichkeit. In die Meta-Analyse wurden die Daten von 10 Studien mit insgesamt 16 verschiedenen Interventionen aufgenommen. Die Ergebnisse zeigen eine allgemeine akute Wirkung (< 24 Stunden nach der Intervention) der Interventionen zugunsten einer verringerten lokalen Schmerzempfindlichkeit und einer verringerten entfernten Schmerzempfindlichkeit, wenn die PPT vor und nach den Interventionen verglichen wurden. Die Ergebnisse anderer QST-Parameter wie die konditionierte Schmerzmodulation und die zeitliche Summation des Schmerzes ergaben keine konsistenten Ergebnisse.


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Schlussfolgerungen

Die systematische Übersichtsarbeit mit Meta-Analyse liefert vorläufige Belege für eine modulierende Wirkung auf die lokalisierte und weit verbreitete Druckhyperalgesie nach schmerzlindernden Maßnahmen bei Patient*innen mit Schulterschmerzen.


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Publication History

Article published online:
07 June 2022

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