Zusammenfassung
Im Jahr 2020 wurde die unter der Leitung des Bundesministeriums für
Gesundheit, des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend und der Deutschen Alzheimer Gesellschaft entwickelte Nationale
Demenzstrategie verabschiedet. Grundlage hierfür war ein
Entwicklungsprozess seit Anfang 2019, an dem wesentliche Akteure der Politik,
der Gesellschaft, der Sozialversicherungsträger, der Pflege und der
Medizin teilgenommen haben. Die Nationale Demenzstrategie hat zum Ziel das Leben
und die Versorgung von Menschen mit Demenz in Deutschland zu verbessern. Hierzu
wurden vier Handlungsfelder definiert, die die Bereiche der gesellschaftlichen
Teilhabe, der Unterstützung und Beratung von Erkrankten und
Angehörigen, der Pflege und medizinischen Versorgung sowie der Forschung
umfassen. Insgesamt wurden 27 Ziele mit 162 konkreten Einzelmaßnahmen
formulierte. Eine Evaluation der Umsetzung soll 2026 stattfinden. Die Breite der
Themen und auch der eingebundenen Beteiligten macht unter anderem die
Stärke der Demenzstrategie aus. Inhaltlich fehlt leider eine Forderung
nach Verbesserung gerontopsychiatrischer, stationär-neurologischer und
stationär-geriatrischer Versorgungsstrukturen in Bezug auf Demenz sowie
nach einer adäquaten Ausstattung und Einbindung von
Gedächtnisambulanzen in die Versorgung. Damit verbunden fehlt
konzeptionell ein Bezug zu dem heutigen medizinischen Verständnis von
Demenzen als Folge spezifischer Gehirnerkrankungen mit präklinischen und
mild symptomatischen Verläufen vor dem Demenzstadium sowie zu der
biomarkerbasierten Frühdiagnostik und zu zukünftigen
molekularspezifischen krankheitsmodifizierenden Behandlungen. Ferner fehlt ein
Maßnahmenpaket zur Ausschöpfung von
Präventionspotentialen durch Reduktion von Risikofaktoren für
Demenz auf der Ebenen der Bevölkerung. Unabhängig davon ist die
Nationale Demenzstrategie von großer Bedeutung für Erkrankte und
Angehörige. Sie kann die Lebenssituation der Menschen mit Demenz in
Deutschland nachhaltig verbessern.
Abstract
English In 2019, key players from politics, society, social insurance providers,
care and medicine initiated the process of developing the National Dementia
Strategy under the leadership of the Federal Ministry of Health, the Federal
Ministry for Family Affairs, Senior Citizens, Women and Youth and the German
Alzheimer’s Association, and in 2020, the strategy was officially
adopted. The National Dementia Strategy aims to improve the lives and care of
people with dementia in Germany. To this end, four fields of action were
defined, covering the areas of social participation, support and advice for
people with dementia and their relatives, nursing and medical care, and
research. A total of 27 goals with 162 concrete individual measures were
formulated. An evaluation of the implementation is to take place in 2026. The
breadth of the topics and also of the stakeholders involved are the the
strengths of the dementia strategy. Unfortunately, there are no claims for
improvement of inpatient geronto-psychiatric, neurological and geriatric care
structures nor for adequate funding and integration of outpatient memory clinics
into care. In connection with this, there is a conceptual lack of reference to
the current medical understanding of dementia as a consequence of specific brain
diseases with preclinical and mildly symptomatic courses before the dementia
stage as well as to biomarker-based early diagnostics and to future
molecular-specific disease-modifying treatments. Furthermore, there is a lack of
a package of measures to exploit prevention potentials by reduction of risk
factors for dementia at the population levels. Irrespective of this, the
National Dementia Strategy is of great importance for patients and their
caregivers. It can sustainably improve the living situation of people with
dementia in Germany.
Schlüsselwörter
Demenz - Demenzstrategie - Demenzplan - Alzheimer Krankheit
Key words
dementia - dementia strategy - dementia plan - Alzheimer’s disease