Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2022; 50(03): 216-218
DOI: 10.1055/a-1843-1849
Verbandsnachrichten

Mitteilungen der DVG

65. Jahrestagung und 27. Schnittseminar der Fachgruppe „Pathologie“

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Die Pathologie-Tagung wurde erneut online durchgeführt. (Quelle: DVG)

In diesem Jahr führte die Fachgruppe „Pathologie“ der DVG bereits ihre 65. Jahrestagung durch! Vom 4. bis zum 6. März fand die Tagung in Kombination mit dem 27. Schnittseminar wie auch im Vorjahr online statt. Erneut nahmen insgesamt etwa 300 Kolleginnen und Kollegen teil, die von Tagungs- und Fachgruppenleiter Prof. Dr. Andreas Beineke (Hannover) herzlich begrüßt wurden. Auch DVG-Präsident Prof. Dr. Martin Kramer sprach Grußworte.

Das Thema des Schnittseminars lautete „Pathologie des Auges“. Referenten waren Dr. Olivia Kershaw, Prof. Dr. Corinna Eule und Prof. Dr. Robert Klopfleisch (alle Berlin). Das diesjährige Schnittseminar zeichnete sich durch die Verbindung zwischen Pathologie und Klinik aus. So gab Prof. Klopfleisch u. a. einen sehr anschaulichen Überblick über die Tumoren am Auge, die zwar grundsätzlich selten, jedoch klinisch relevant sind, da sie unabhängig von der Dignität immer einen Einfluss auf den Visus haben. Prof. Eule und Dr. Kershaw stellten dann entsprechende praxisnahe Fälle jeweils aus klinischer sowie pathologisch-histologischer Sicht vor.

Die 65. Jahrestagung startete mit dem Übersichtsvortrag „Wünsche des Klinikers an die forensische Pathologie“ von Prof. Dr. Axel Wehrend (Gießen). Er erläuterte zunächst die Tätigkeiten des Klinikers im Bereich der Forensik – einem Sammelbegriff für wissenschaftliche und technische Arbeitsgebiete, in denen kriminelle Handlungen systematisch untersucht werden – und stellte dar, dass etwa 60 Prozent der von ihm zu schreibenden Gutachten mit Fragen des Tierschutzes befasst seien. Häufig ginge es auch um mögliche Haftpflichtfälle, um Todesursachen, Arzneimittelrecht sowie um die Frage, was der Mensch mit dem Tier gemacht habe. Bei der Erstellung eines Gutachtens als Sachverständiger seien u. a. die Begutachtung spezieller Zusammenhänge oder differentialdiagnostischer Probleme sowie die Beurteilung von Prognose und strittigen Kausalitätsfragen von Bedeutung. So müsse beispielsweise geklärt werden, ob die Verschlechterung des Zustands eines Tieres nach einer Operation auf Behandlungs- oder Operationsfehler zurückzuführen sei. Eine wichtige Rolle in solchen Situationen spiele die forensische Pathologie, von der sich der Kliniker Aufschluss u. a. darüber wünsche, wie relevant Erkenntnisse seien, wie schnell bestimmte Prozesse sich entwickeln, wie eine Behandlung die weitere Entwicklung beeinflusst und wann der Phänotyp zur Qual wird. Auch Aussagen zur Häufigkeit von Erkrankungen, um Wahrscheinlichkeiten ableiten zu können und die Publikation seltener Fälle, die Kausalitäten aufzeigen können, seien wünschenswert. In diesem Zusammenhang wies Prof. Wehrend auf die häufig ungenügende Dokumentation klinischer Maßnahmen hin und appellierte an praktisch tätige Kolleginnen und Kollegen, sämtliche Behandlungen etc. ausreichend zu dokumentieren. Abschließend stellte er fest, dass die Forensik eine zunehmende Herausforderung sei, die eine verstärkte Kooperation erfordere.

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Tagungsleiter Prof. Beineke stellte die Keynote-Referentin Prof. Dr. Silke Rautenschlein vor. (Quelle: DVG)

Einen weiteren Übersichtsvortrag hielt Prof. Dr. Silke Rautenschlein (Hannover) zur „Interpretation von pathologisch-anatomischen Befunden beim Nutzgeflügel vor dem Hintergrund konventioneller Haltungssysteme und Genotypen“. Sie stellte fest, dass gesundheitliche Probleme sowohl mit dem Haltungssystem und Management als auch dem Genotyp zusammenhängen. Beim Management seien die Bestandsdichte, das Lichtprogramm, die Fütterung, die Luftqualität sowie auch die Ausbildung der Tierhalter wichtige Faktoren. Was bei Küken in der ersten Lebenswoche versäumt werde, sei nicht mehr aufzuholen. In den ersten Lebenstagen könne es durch Schlupf- und Transportstress zu einer Immunsuppression kommen, die zusammen mit dem Zurückgehen der maternalen Immunität eine Infektionsanfälligkeit verursachen könne.

Dr. Heidemarie Ratsch (Berlin) hielt einen weiteren Übersichtsvortrag zum Thema Qualzucht.

Die Präsentationen im Vortragsprogramm befassten sich u. a. mit Klein-, Heim- und Nutztieren. Ergebnisse aktueller Studien und Fallberichte wurden vorgestellt. Auch zu klinischen und pathologischen Aspekten der SARS-CoV2-Infektion sowie zur Empfänglichkeit von Ex vivo- und In vitro-Kultursystemen verschiedener Tierarten für SARS-CoV2 wurden Vorträge angeboten.

In den beiden Postersessions, die parallel in zwei virtuellen Räumen stattfanden, wurde den Teilnehmern geballtes Wissen konzentriert und effizient nahegebracht. Über den Chat konnten Fragen gestellt werden. Die beste Studie und der beste Fallbericht erhielten Preise, wobei kein Ranking vorgenommen wurde, da beide Arbeiten gleichwertig waren.

Über die Auszeichnungen freuten sich:

  • Johannes Krüger (bester Fallbericht, Preisgeld: 250 Euro):

    Mastzelltumor im Musculus interosseus medius eines Pferdes

  • Pauline Pöpperl (beste Studie, Preisgeld: 250 Euro):

    Charakterisierung der Epithelzellbarriere bei der Hundestaupevirus-induzierten Pneumonie

Die 66. Jahrestagung und das 28. Schnittseminar werden vom 3. bis 5. März 2023 stattfinden. Über das Format (online/Präsenz) wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. Prof. Dr. Thomas Rosol (Athens, Ohio) wird das Schnittseminar zum Thema „Pathologie der endokrinen Organe“ leiten.

Der Tagungsband mit den Abstracts der Vorträge und Poster kann für 10,00 Euro zzgl. 3,00 Euro für Verpackung und Versand in der DVG-Geschäftsstelle bestellt werden (info@dvg.de).

Dr. Marion Selig, DVG-Geschäftsstelle



Publication History

Article published online:
05 July 2022

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