CC BY-NC-ND 4.0 · Klin Monbl Augenheilkd 2023; 240(05): 689-696
DOI: 10.1055/a-1895-2720
Klinische Studie

Endophthalmitis: Ursachen, Erreger, Therapie und Visusverlauf mit Fokus auf Glaukompatienten

Article in several languages: deutsch | English
Julia Vorbeck
Augenklinik, Universitätsklinikum Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland
,
Bettina Hohberger
Augenklinik, Universitätsklinikum Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland
,
Antonio Bergua
Augenklinik, Universitätsklinikum Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland
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Zusammenfassung

Hintergrund Endophthalmitiden stellen einen der schwerwiegendsten Notfälle in der Ophthalmologie dar. Um deren Prävalenz zu minimieren, ist eine möglichst genaue Kenntnis auslösender Faktoren von Bedeutung. Eine chirurgische Therapie mit gezielter, erregerspezifischer Medikation und ein intaktes Immunsystem sind die Basis für den Visuserhalt. Ferner stellt sich die Frage, ob anhand zugrunde liegender Erkrankungen am Auge ein ungünstiger Verlauf prognostiziert werden kann, sodass ein Vergleich zwischen Glaukom- (G) und Nichtglaukompatienten (NG) im Hinblick auf ursächliche Faktoren, Erreger, Therapie und Visusverlauf gezogen wurde. Da bei Glaukompatienten eine potenzielle Alteration des lokalen Immunsystems diskutiert wird, ist von Interesse, ob sich die klinischen Verläufe einer Endophthalmitis von Nichtglaukompatienten unterscheiden.

Patienten und Methoden Es handelt sich um eine retrospektive Analyse von 75 Augen (13 G, 62 NG), die in einem 5-Jahres-Zeitraum aufgrund einer Endophthalmitis an der Augenklinik des Universitätsklinikums Erlangen-Nürnberg behandelt wurden. Auszuwertende Parameter waren u. a. das klinische Bild, operative und medikamentöse Behandlungen, das mikrobielle Spektrum und der Visusverlauf bei Glaukom- sowie Nichtglaukompatienten.

Ergebnisse Bei Erstvorstellung dominierte bei allen Patienten eine akute Visusverschlechterung (44%) mit Vorderkammerreiz (62,7%), Hypopyon (52%) und reduziertem (40%) oder fehlendem (26,7%) Funduseinblick. Vorangehende intraokularchirurgische Eingriffe wurden bei insgesamt 53,3% beobachtet, insbesondere Kataraktoperationen. In beiden Gruppen konnten grampositive Kokken als häufigster Erreger identifiziert werden (G: 23,1%; NG: 38,7%), wohingegen seltene Keime nur bei Glaukompatienten vorkamen. Bei 76% aller Patienten wurde eine Pars-plana-Vitrektomie durchgeführt, eine Enukleation bei 20%, Letzteres signifikant häufiger bei Glaukompatienten (p = 0,01). Postoperativ konnte eine signifikante Visusverbesserung bei Nichtglaukompatienten erzielt werden (p < 0,001); im Direktvergleich stellte sich ein schlechteres visuelles Outcome bei glaukomatös vorerkrankten Augen dar.

Schlussfolgerung Stellt die Endophthalmitis eine sehr seltene Erkrankung dar, ist eine frühzeitige Diagnosestellung und Behandlung dennoch für die Prognose entscheidend. In der vorliegenden Kohorte zeigt sich ein schlechterer Endvisus bei Glaukompatienten als bei Nichtglaukompatienten.

Fazitbox

Bereits bekannt:

  • Trotz intensiver Therapien sind Endophthalmitiden primär mit einem schlechten visuellen Outcome verbunden.

  • Da dies bislang nicht beschrieben war, wurde ein Vergleich der klinischen Verläufe zwischen Glaukom- und Nichtglaukompatienten gezogen.

Neu beschrieben:

  • Das visuelle Outcome nach Endophthalmitis bei Glaukompatienten war schlechter als bei nicht glaukomatös vorerkrankter Augen.

  • Ursächlich hierfür könnten neben dem Vorkommen seltener, aggressiver Erreger auch vorbestehende Ulcera corneae sein, weshalb Glaukompatienten signifikant häufiger einer Enukleation unterzogen wurden.

  • Auch pathologische Veränderungen des Immunsystems könnten bei Glaukompatienten eine Rolle spielen.

Conclusion Box

Already known:

  • Despite intensive treatment, endophthalmitis is usually associated with poor visual outcomes.

  • Since this has not been described previously, a comparison was made between the clinical courses of glaucoma and non-glaucoma patients.

New findings:

  • Visual outcomes after endophthalmitis in glaucoma patients was worse than in non-glaucoma patients.

  • This could be due to the presence of rare, aggressive pathogens as well as pre-existing corneal ulcers, which is why glaucoma patients underwent enucleation significantly more often.

  • Pathologic changes in the immune system may also play a role in glaucoma patients.



Publication History

Received: 17 April 2022

Accepted: 24 May 2022

Accepted Manuscript online:
08 July 2022

Article published online:
30 September 2022

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