Geriatrie up2date 2022; 04(04): 241-258
DOI: 10.1055/a-1926-7787
Allgemeine Geriatrie

Polypharmazie

Hans-Otto Wagner

Unter Multimedikation (international: Polypharmazie) wird in der Regel die dauerhafte Einnahme von 5 oder mehr Medikamenten verstanden. Allerdings gibt es keine allgemeingültige Definition und keine allgemeingültige Operationalisierung von Polypharmazie. In Deutschland sind rund 20% der Gesamtbevölkerung älter als 65 Jahre, und > 40% dieser Patientengruppe nehmen mehr als 5 Wirkstoffe ein.

Kernaussagen
  • Die patientenzentrierte Bewältigung und das Management von Polypharmazie und Multimorbidität stellen eine elementare hausärztliche Aufgabe dar.

  • Bei Polypharmazie ist nicht selten jedes einzelne Arzneimittel rein formal diagnosebezogen korrekt. Trotzdem gibt viele Daten zu schädlichen Effekten.

  • Es gibt kaum Studiendaten und folglich auch fast keine evidenzbasierten Leitlinien für den praktischen Umgang mit Multimedikation.

  • Die Wichtigkeit der guten Kommunikation mit dem Patienten und ggf. seinen Angehörigen oder dem Pflegepersonal zieht sich durch das ganze Problem der Multimedikation wie ein roter Faden.

  • Es geht um die Priorisierung von Leiden und die durch Wertevorstellungen geprägten Lebensziele, die angesprochen werden müssen.

  • In der Leitlinie Multimorbidität wird beschrieben, wie hierbei die diagnosezentrierte Sicht und die Empfehlungen der einzelnen Leitlinien in den Hintergrund treten können.

  • Die beschriebene pragmatische Absetzroutine kann sich Red Flags als „Aufgreifkriterium“ bedienen und im Weiteren Empfehlungen nutzen, die sich in der Praxis bewährt haben.

  • Es ist essenziell im Sinne der Arzneimitteltherapiesicherheit, dass Hausärztinnen und Hausärzte den Überblick über die Medikation behalten und gemeinsam mit den Patienten darüber entscheiden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
21. November 2022

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