Psychiatr Prax 2022; 49(08): 401-402
DOI: 10.1055/a-1934-6455
Debatte: Pro & Kontra

Stationsäquivalente Behandlung (StäB) ist ein Meilenstein im psychiatrischen Versorgungssystem – Pro

In-Patient Equivalent Treatment is a Milestone in the German Mental Health Care System – Pro
Andreas Bechdolf
1   Kliniken für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Vivantes Klinikum Am Urban und Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Akademische Lehrkrankenhäuser der Charité Universitätsmedizin, Berlin
2   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, CCM, Charité Universitätsmedizin, Berlin
3   ORYGEN, National Center of Excellence of Youth Mental, Health, University of Melbourne, Melbourne, Australien
› Institutsangaben

Aufsuchende Behandlung wird von Nutzenden und Angehörigen präferiert, ist evidenzbasiert und international weit verbreitet

Nutzende und Angehörige präferieren die aufsuchende gegenüber der stationär-psychiatrischen Behandlung. Sie wird als niederschwelliger, weniger stigmatisierend, ressourcen- und recovery-orientierter erlebt [1] [2] [3]. Auch die DGPPN S3-Leitlinien empfehlen „Akutbehandlung im häuslichen Umfeld (AHU) und längerfristige „Intensiv-aufsuchende Behandlung“ (IAB) aufgrund der internationalen Datenlage mit dem höchsten Empfehlungsgrad zur Implementation [2] [3]. Dabei lagen die ersten positiven Evaluationen aus randomisiert-kontrollierten Studien bereits vor mehr als 50 Jahren vor. Laut den Leitlinien reduzieren AHU oder IAB zusätzlich zur Präferenz der Nutzenden und Angehörigen Krankenhausaufenthalte, führen zu besseren klinischen und funktionellen Behandlungsergebnissen, fördern die Inklusion und sind kosteneffizient. Ähnliche Ergebnisse zeigten auch Studien im deutschsprachigen Raum [4]. Die internationalen Befunde führten dazu, dass AHU und IAB z. B. in Großbritannien, Irland, Dänemark, Norwegen, den Niederlanden, Italien, Australien und Kanada z. T. seit über 50 Jahren zur Regelversorgung gehören und oft das Kernangebot psychiatrischer Behandlung für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen darstellen [2].



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
10. November 2022

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  • Literatur

  • 1 Weinmann S, Bechdolf A, Greve N. Hrsg. Psychiatrische Krisenintervention zu Hause: Das Praxisbuch zu StäB & Co. Köln: Psychiatrie-Verlag; 2020
  • 2 DGPPN. Hrsg. S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen. Berlin: Springer; 2019
  • 3 DGPPN. Hrsg. S3-Leitlinie Schizophrenie. Berlin: Springer; 2019
  • 4 Bechdolf A, Bühling-Schindowski F, Nikolaidis K. et al. Evidenz zu aufsuchender Behandlung bei Menschen mit psychischen Störungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz – eine systematische Übersichtsarbeit. Nervenarzt 2022; 93: 488-498 DOI: 10.1007/s00115-021-01143-8.
  • 5 Koch-Stoecker S, Driessen M, Gouzoulis-Mayfrank M. et al. Struktur und Tätigkeitsspektrum der Psychiatrischen Institutsambulanzen in Deutschland. Psychiat Prax 2016; 43: 129-130
  • 6 Weinmann S, Spiegel J, Baumgardt J. et al. Stationsäquivalente Behandlung (StäB) im Vergleich mit vollstationäre Behandlung: 12-Monats-Follow-up einer gematchten Kohortenstudie. Psychiat Prax 2021; DOI: 10.1055/a-1615-8763.
  • 7 Baumgardt J, Schwarz J, Bechdolf A. et al. Implementation, efficacy, costs and processes of inpatient equivalent home-treatment in German mental health care (AKtiV): protocol of a mixed-method, participatory, quasi-experimental trial. BMC psychiatry 2021; 21: 1-13