Zusammenfassung
Hintergrund Die direkte MR-Arthrografie in ABER-Position (ABER-MRA) ist ein viel diskutiertes
und nicht unumstrittenes Thema. Ziel der Arbeit ist die Aufarbeitung der soweit zugänglichen
Studien über den Einsatz der ABER-MRA, um über eine Expertenmeinung hinausgehende
Indikationsgebiete klarer definieren zu können.
Methode Für die für diese Übersicht durchgeführte Literaturrecherche wurden die zugänglichen
Datenbanken von Cochrane Libary, Embase und Pubmed auf folgende Suchbegriffe überprüft:
„shoulder MRA, ABER“, „MRI ABER“, „MR ABER“, „shoulder, abduction external rotation
MRA“, „abduction external rotation MRI“ und „ABER position“. Inkludiert wurden sowohl
prospektive als auch retrospektive Studien mit einer arthroskopischen oder offen operativen
Korrelation nicht später als 12 Monate nach der MRA. Stichtag für die Datenerhebung
war der 28.02.2022. 16 Studien mit insgesamt 724 Patienten erfüllten die Einschlusskriterien:
10 Studien zu anterioren Instabilitäten, 3 Studien zu posterioren Instabilitäten und
7 Studien zu Pathologien der Rotatorenmanschette (einige Studien mehrfach berücksichtigt).
Ergebnisse Die Anwendung der ABER-MRA zur Abklärung des anteroinferioren labroligamentären Komplexes
führte zu einer signifikanten Zunahme der Sensitivität verglichen mit der Standard-MRA
(81 % versus 92 %, p = 0,001) bei gleichbleibend hoher Spezifität (96 %). Die ABER-MRA
zeigt eine hohe Sensitivität (89 %) und Spezifität (100 %) zur Abklärung von SLAP-Läsionen
und ist in der Lage, Mikroinstabilitäten bei Überkopfathleten zu detektieren. Mit
Blick auf Verletzungen der Rotatorenmanschette kann keine Verbesserung von Sensitivität
oder Spezifität durch Hinzuziehung der ABER-MRA erzielt werden.
Schlussfolgerung Die Datenlage über den diagnostischen Zugewinn der direkten MR-Arthrografie in ABER-Position
ist nach wie vor limitiert. Bei einem Evidenzlevel C ist ihr Einsatz zur Klärung einer
Pathologie des anteroinferioren labroligamentären Komplexes sinnvoll. Für die Beurteilung
des posterosuperioren Labrums sowie die Beurteilung der Rotatorenmanschette kann die
MRT in ABER-Position, insbesondere für die Beurteilung von SLAP-Läsionen sowie für
die Bestimmung des Rupturausmaßes sinnvoll sein, stellt jedoch immer noch eine Einzelfallentscheidung
dar.
Kernaussagen:
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Die MR-Arthrografie in ABER-Position führt zu einer signifikanten Verbesserung der
Sensitivät im Nachweis von Läsionen des anteroinferioren labroligamentären Komplexes.
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Bezüglich Läsionen der Rotatorenmanschette führt die MR-Arthrografie in ABER-Position
zu keiner Verbesserung von der Sensitivität und Spezifität.
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Die MR-Arthragrafie in ABER-Position kann hilfreich sein im Nachweis von SLAP-Läsionen
und einer Mikroinstabilität bei Überkopfsportlern.
Zitierweise
Key words
shoulder - direct MR arthrography - ABER position - anterior instability - SLAP lesion
- rotator cuff