Klin Monbl Augenheilkd 2024; 241(01): 39-47
DOI: 10.1055/a-2040-4219
Klinische Studie

Drucksenkender Effekt der interventionellen Fistelokklusion bei Sekundärglaukom infolge orbital drainierender intrazerebraler Fisteln

Article in several languages: deutsch | English
Christiane Kesper
1   Universitäts- und Poliklinik für Augenheilkunde Halle (Saale), Halle (Saale), Deutschland
,
Martin Skalej
2   Klinik für Radiologie, Universitätsklinikum Halle (Saale), Halle (Saale), Deutschland
,
Andrea Huth
1   Universitäts- und Poliklinik für Augenheilkunde Halle (Saale), Halle (Saale), Deutschland
,
Arne Viestenz
1   Universitäts- und Poliklinik für Augenheilkunde Halle (Saale), Halle (Saale), Deutschland
,
Jens Heichel
1   Universitäts- und Poliklinik für Augenheilkunde Halle (Saale), Halle (Saale), Deutschland
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Zusammenfassung

Hintergrund Carotis-Sinus-cavernosus-Fisteln (CSCF) stellen pathologische Verbindungen der A. carotis interna und/oder externa (und/oder deren Äste) zum Sinus cavernosus dar. Vor allem bei Drainage über die V. ophthalmica superior kommt es zu ophthalmologischen Symptomen und Problemen.

Material und Methoden In die retrospektive monozentrische Studie wurden 7 Augen von 6 Patienten eingeschlossen, bei denen ein hochgradiger Verdacht für eine CSCF bestand. Bei den eingeschlossenen Patienten wurde eine digitale Subtraktionsangiografie (DSA) durchgeführt, bei der bei gesichertem Vorliegen einer CSCF ein interventioneller Fistelverschluss erfolgte. Vier der 6 Patienten erhielten eine prä- und postinterventionelle Tagesaugendruckprofilmessung (TDP). Ausgewertet wurden Anamnese, Symptome, Visus, spaltlampenmikroskopischer Befund, TDP sowie der DSA-Befund.

Ergebnisse Die häufigsten von den Patienten angegebenen Symptome waren ein gerötetes Auge, Diplopie und Exophthalmus. Bei der Augeninnendruckmessung zeigte sich bei 83,33% der Patienten ein erhöhter Augeninnendruck (IOD). Der mittlere IOD betrug in der Tagesaugendruckprofilmessung am betroffenen Auge präinterventionell 23,5 (± 2,7) mmHg im Vergleich zu 14,1 (± 2,3) mmHg am gesunden Auge. Damit konnte im Seitenvergleich ein signifikanter Unterschied nachgewiesen werden (p = 0,0047). Bei der postinterventionellen Messung zeigte sich ein mittlerer IOD von 15,3 (± 1,0) mmHg am betroffenen Auge und somit ein signifikanter Unterschied zu der präinterventionellen Messung am betroffenen Auge (p = 0,0018). Präinterventionell wandten 4 der 6 Patienten mit CSCF drucksenkende Augentropfen an, postinterventionell waren es noch 2 Patienten. Auch die Anzahl der verwendeten Antiglaukomatosa konnte gesenkt werden.

Schlussfolgerung Der interventionelle Fistelverschluss stellt eine effektive Methode zur Behandlung der sekundären Augeninnendrucksteigerung bei CSCF dar. Es zeigte sich bei erfolgreichem Verschluss der Fistel eine signifikante Erniedrigung des Augeninnendruckes, die durch alleinige Gabe von Antiglaukomatosa nicht möglich war. Als Differenzialdiagnose sollte das Radius-Maumenee-Syndrom in Betracht gezogen werden.

Fazit

Bereits bekannt:

  • Das sekundäre Offenwinkelglaukom ist eine häufige Komplikation bei Patienten mit CSCF. Dieses ist oftmals schlecht über antiglaukomatöse Augentropfen und konventionelle glaukomchirurgische Eingriffe einzustellen. Bislang gibt es wenige Untersuchungen zum Einfluss einer Fistelokklusion auf den Augeninnendruck.

Neu beschrieben:

  • Der Verschluss der CSCF stellt eine effektive Methode zur Senkung des IOD dar.

Conclusion box

Already known:

  • Secondary open-angle glaucoma is a frequent complication in patients with a CCF. This is often difficult to adjust with antiglaucomatous eye drops and conventional surgical procedures for glaucoma. To date, there are few studies that examine the influence of fistula occlusion on intraocular eye pressure.

Newly described:

  • CCF occlusion is an effective method for lowering IOP.



Publication History

Received: 21 October 2022

Accepted: 13 February 2023

Article published online:
31 July 2023

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