Zusammenfassung
Der akute Hydrops bezeichnet ein plötzliches Hornhautödem, das durch den Einriss der
Descemet-Membran (DM) häufig bei fortschreitender Keratektasie verursacht wird. Er
führt zu einer plötzlichen Visusminderung, Schmerzen und Fremdkörpergefühl sowie zu
einem gesteigerten Blendungsempfinden. In der Regel heilt der akute Hydrops innerhalb
von Monaten narbig ab, jedoch kann es auch zu Komplikationen wie Hornhautperforation,
infektiöser Keratitis und Hornhautvaskularisationen kommen. Die Prävalenz bei Keratokonuspatienten
liegt bei 2,6 – 2,8%. Risikofaktoren sind die Keratoconjunctivitis vernalis, die atopische
Dermatitis, hohe Keratometriewerte, männliches Geschlecht sowie Augenreiben. Eine
Keratoplastik sollte in der akuten Phase vermieden werden. Die Prognose des Transplantates
ist reduziert und nach narbiger Abheilung des Hydrops kann das Tragen von Kontaktlinse
oder Brille u. U. wieder möglich sein. Eine alleinige konservative Therapie mit benetzenden
und entquellenden
Tropfen, prophylaktischen antibiotischen Augentropfen zur Vermeidung einer Superinfektion
und topischen Steroiden galt lange Zeit als die einzig mögliche Behandlungsform. Die
narbige Abheilung und Entquellung unter konservativer Therapie dauert im Mittel jedoch
über 100 Tage. Mittlerweile gibt es unterschiedliche chirurgische Strategien, die
die Heilungs- und damit die Leidensphase der Patienten bis auf wenige Tage rapide
verkürzen. Bei Lösung der DM ohne Spannung kann eine simple Gaseingabe in die Vorderkammer
bereits zur Wiederanlage und damit zur fast sofortigen Entquellung der Hornhaut führen.
Wenn die DM unter Spannung steht, kann durch prädescemetale Nähte in Kombination mit
einer Gaseingabe in die Vorderkammer ein Abflachen der Hornhaut und eine Wiederanlage
der DM erreicht werden. Die Mini-Descemet Membrane Endothelial Keratoplasty (Mini-DMEK)
erlaubt den nahtfreien Verschluss des DM-Defektes durch Transplantation eines kleinen
(< 5 mm) Transplantates. Bei
besonders großen DM-Rissen und sehr ausgeprägtem Hydrops kann es nach Anlage von prädescemetalen
Nähten zu Fadenlockerungen und Rezidiven kommen. Die Mini-DMEK kann dann zum dauerhaften
Abheilen führen, muss im Gegensatz zur einfachen Hornhautnaht aber meist in Allgemeinanästhesie
und unter intraoperativer OCT-Kontrolle durchgeführt werden. Die sehr guten Ergebnisse
in Bezug auf die schnelle Heilung des Hydrops belegen, dass bei den allermeisten Betroffenen
eine chirurgische Therapie sinnvoll ist und zügig eingeleitet werden sollte.
Schlüsselwörter
akuter Hydrops - Hornhautödem - prädescemetale Nähte - Mini-DMEK - akuter Keratokonus