Frauenheilkunde up2date 2025; 19(04): 349-365
DOI: 10.1055/a-2056-4308
Geburtshilfe und Perinatalmedizin

Therapiemanagement Frühabort

Johanna Häußler
,
Ingolf Juhasz-Böss
,
Filiz Markfeld-Erol
Preview

Etwa 12 % der klinisch diagnostizierten Schwangerschaften enden mit einem Frühabort. In Anlehnung an die internationale Leitlinie und die neue S2k-Leitlinie werden im Folgenden 3 Methoden zur Behandlung eines Frühaborts beschrieben. Neben der operativen Methode stehen ein abwartendes und ein medikamentöses Vorgehen zur Verfügung. Im Rahmen dieses Manuskripts werden die jeweiligen Vor- und Nachteile der Methoden erörtert.

Kernaussagen
  • Etwa 12 % der klinisch diagnostizierten Schwangerschaften enden mit einem Frühabort, wobei Chromosomenanomalien in 50–82 % der Fälle ursächlich sind.

  • Zur Behandlung eines Frühaborts bis zur 12 + 0 SSW stehen 3 Optionen zur Verfügung: ein exspektatives Vorgehen, eine medikamentöse Therapie mit Mifepriston/Misoprostol und die operative Saugkürettage.

  • Vor Therapiebeginn müssen vitale Schwangerschaft, Extrauteringravidität und Trophoblasttumoren ausgeschlossen werden.

  • Das exspektative Vorgehen ist schonend, birgt jedoch das Risiko von verzögertem Abortus completus, Blutverlust oder Infektion und hat eine höhere Rate sekundärer Interventionen, insbesondere bei Missed Abortion.

  • Medikamentöse Therapie: Die Kombination aus Mifepriston und Misoprostol ist wirksamer als Misoprostol allein und ermöglicht einen aktiveren, jedoch nicht invasiven Behandlungsverlauf. Eine Aufklärung über Off-Label-Use von Misoprostol ist rechtlich erforderlich.

  • Operative Therapie: Die Saugkürettage ist besonders bei Blutungen, Infektion oder Wunsch der Patientin indiziert. Trotz hoher Erfolgsrate birgt sie Risiken wie Uterusperforation, Asherman-Syndrom und mögliche Auswirkungen auf Folgeschwangerschaften.

  • Eine antibiotische Prophylaxe ist nur bei operativen Eingriffen oder klinischen Infektionszeichen indiziert, eine Routineprophylaxe wird nicht empfohlen.

  • Neben der körperlichen Stabilisierung sollte auch die psychische Verarbeitung unterstützt werden.



Publication History

Article published online:
04 September 2025

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