Zusammenfassung
Ziel Untersuchung und Klassifikation der Auswirkungen der Ausheilung
distaler extraartikulärer Radiusfrakturen in Fehlstellung auf das
karpale Gefüge.
Material und Methoden Auf den präoperativen, streng seitlichen
Röntgenaufnahmen des Handgelenkes von 72 Patienten mit einer
symptomatischen fehlverheilten extraartikulären distalen Radiusfraktur,
43 mit Dorsal- und 29 mit vermehrter Palmarkippung der
Speichengelenkfläche, wurden die Neigung der
Speichengelenkfläche sowie der radiolunäre (RL-) und der
kapitolunäre Winkel bestimmt. Das Ausmaß der Fehlstellung der
Speichengelenkfläche wurde definiert als der Winkel zwischen der
Senkrechten zur Längsachse des Radius und der Tangente an die dorsale
und palmare Radiuslippe plus 11° bei Dorsalkippung und minus 11°
bei vermehrter Palmarkippung der Radiusgelenkfläche. Dabei wurden der
errechnete Wert bei Palmarkippung der Gelenkfläche mit einem
vorangestellten Minuszeichen versehen. Im Rahmen der Radiuskorrekturosteotomie
erfolgte bei 9 Patienten mit Ausheilung des distalen Radius mit Dorsalkippung
der Gelenkfläche aus verschiedenen Gründen eine
Abklärung des skapholunären Bandes. Vier dieser Patienten wiesen
eine Komplettruptur des skapholunären Bandes auf.
Ergebnisse Anhand des RL-Winkels wurden 4 verschiedene Konstellationen des
karpalen Gefüges im Rahmen fehlverheilter distaler
extraartikulärer Radiusfrakturen identifiziert: Typ P mit Palmarkippung
des Lunatums und einem RL-Winkel kleiner − 12°; Typ K
mit einer kollinearen Verschiebung der Längsachse des Karpus
gegenüber der Längsachse der Speiche mit einem RL-Winkel
zwischen − 12 und 10°; Typ A mit Dorsalkippung des
Lunatums über 10°, jedoch kleiner als das Ausmaß der
Verkippung der Speichengelenkfläche und Typ D mit einem RL-Winkel
größer als das Ausmaß der Verkippung der
Speichengelenkfläche. Sowohl bei mit Dorsalkippung als auch mit
vermehrter Palmarneigung fehlgeheilten Radiusfrakturen fanden sich alle 4
Karpuskonstellationen. Dabei war der Typ A, der dem adaptiven Karpus entspricht,
mit 25 von 43 Fällen bei mit Dorsalkippung der
Speichengelenkfläche fehlverheilten Frakturen führend und die
kollineare Subluxation des Karpus (Typ K) mit 12 von 29 Fällen bei mit
vermehrter Palmarneigung der Gelenkfläche verheilten Frakturen. Um die
Kippung des Lunatums auszugleichen und die Längsachse der Hand parallel
zur Längsachse des Radius auszurichten, erfolgte bei mit Dorsalkippung
der Gelenkfläche verheilten Radiusfrakturen eine zum Lunatum
gegenläufige Kippung des Kapitatums. Bei mit vermehrter Palmarneigung
der Gelenkfläche verheilten Frakturen führte eine Extension des
Kapitatums zur Neutralstellung der Hand. Vier der 5 Patienten mit einer
Konstellation des Karpus vom Typ D mit Abklärung des
skapholunären Bandes wiesen eine Komplettruptur des Bandes auf.
Schlussfolgerung In dieser Studie konnten vier verschiedene
Konstellationen des karpalen Gefüges bei fehlverheilten
extraartikulären distalen Radiusfrakturen gefunden werden. Der Typ D
sollte bei mit Dorsalkippung der Radiusgelenkfläche verheilten Frakturen
an eine skapholunäre Bandruptur denken lassen, weshalb in diesen
Fällen eine entsprechende Abklärung sinnvoll erscheint.
Abstract
Purpose To evaluate and classify carpal alignment in malunited fractures
of the distal radius.
Materials and Methods On standardized lateral radiographs of the involved
wrist of 72 patients with a symptomatic extra-articular malunion of the distal
radius, 43 with a dorsal and 29 with a palmar angulation, radius tilt (RT),
radiolunate (RL) and lunocapitate angle were measured. Malposition of the radius
was defined as RT plus 11° in dorsal malunion and RT minus 11°
in palmar malunion. A palmar tilt of the radius was marked with a minus sign. At
the time of corrective osteotomy 9 dorsal malunions underwent for different
reasons evaluation of the scapholunate ligament with 4 having a complete
scapholunate ligament disruption.
Results With respect to the RL-angle, carpal malalignment was categorized
as follows: type P with a RL-angle less than –12°, type K with a
RL-angle between –12 and 10°, type A with a RL-angle more than
10°, but less than the malposition of the radius, type D with a RL-angle
greater than the malposition of the radius. All types of carpal malalignment
were found in both, dorsally and palmarly tilted malunion. Type A carpal
alignment was identified as the leading type in dorsal malunion (25 out of 43
patients), whilst in palmar malunion colinear subluxation of the carpus (type C)
was the dominant type (12 out of 29 patients). To return the hand to a neutral
position the rotation of the lunate was compensated by a contrarotation of the
capitate in the dorsal malunion. In the palmar malunion a dorsal extension of
the capitate returned the hand to a neutral position. In 4 of the 5 patients
with type D carpal alignment, who had scapholunate ligament evaluation, a
complete ligament tear was found.
Conclusion In this study four different types of carpal alignment in
malunited extra-articular fractures of the distal radius were identified. Based
on this data we suspect that type D carpal alignment in dorsal malunion may be
associated with a scapholunate ligament tear. Therefore, we recommend wrist
arthroscopy for this group of patients.
Schlüsselwörter
Distaler Radius - Fraktur - Ausheilung in Fehlstellung - karpales Gefüge - skapholunäre
Bandruptur
Key words
Distal radius - fracture - malunion - carpal malalignment - scapholunate ligament
tear