Zusammenfassung
Einleitung Die Mehrzahl der Geburten in Deutschland erfolgt in einer
Klinik. Seit 2003 wurde in Deutschland die Geburtshilfe durch das Angebot eines
Hebammenkreißsaals (HKS) in einigen Kliniken erweitert. Ziel der Studie
war es, Unterschiede eines hebammengeleiteten und ärztlich geleiteten
Kreißsaals hinsichtlich medizinischer Parameter in einem
Perinatalzentrum Level 1 zu analysieren.
Material und Methoden Im Zeitraum von 12/2020 bis 12/2021
wurden retrospektiv alle im HKS begonnen Geburten analysiert und mit einer
primär ärztlich geleiteten Kontrollkohorte verglichen. Als
Zielgrößen wurden geburtshilfliche Interventionen,
Entbindungsmodus und -dauer, Gebärposition sowie das maternale und
neonatale Outcome definiert.
Ergebnisse Der Anteil der im HKS gestarteten Entbindungen an der
Gesamtgeburtenrate betrug 4.8% (n=132). Die Mehrzahl der
Überleitungen erfolgte auf Wunsch der Gebärenden nach einer
effektiveren Analgesie (n=40, 52,6%). Bei ärztlich
indizierten Überleitungen (n=30, 39,5%)
überwogen Überleitungen aufgrund von CTG-Auffälligkeiten
(40%) und ausbleibender Wehentätigkeit nach vorzeitigem
Blasensprung (36,7%). 43,9% der Gebärenden konnten
erfolgreich im HKS gebären. Die Episiotomierate im ärztlich
geleiteten Kreißsaal war signifikant höher im Vergleich zum HKS
(p=0,019). Im übergeleiteten Kreißsaal wurden
signifikant mehr Periduralanästhesien durchgeführt als im
primär ärztlich und erfolgreich hebammengeleiteten
Kreißsaal, welche zudem keine signifikanten Unterschiede in der PDK-Rate
untereinander aufwiesen (p<0,001).
Schlussfolgerung Die Geburt in einem HKS innerhalb eines Perinatalzentrums
kann bei risikoarmen Schwangeren als gleichwertige Alternative zu der
primär ärztlich geleiteten Geburt angesehen werden.
Abstract
Introduction Most births in Germany take place in a clinical setting.
Midwife-led units have been offered in Germany since 2003 as an addition to the
primarily physician-led obstetric care. The purpose of this study was to analyze
differences regarding medical parameters between a midwife-led and a primarily
physician-led unit in a level 1 perinatal center.
Material and methods Between 12/2020 and 12/2021, all
births begun in the midwife-led unit were retrospectively analyzed and compared
to a physician-led control cohort. Outcome measures were defined as obstetric
interventions, delivery mode and duration, delivery position, and maternal and
neonatal outcome.
Results The percentage of deliveries started in the midwife-led unit out
of the total birth rate was 4.8% (n=132). Most transfers were
made for more effective analgesia (52.6%). Among medically indicated
transfers (n=30, 39.5%), transfers due to CTG abnormalities and
failure to progress in labor after rupture of membranes predominated.
43.9% (n=58) of patients gave birth successfully in the
midwife-led unit. The rate of episiotomy was significantly higher in the
primarily physician-led unit compared to the successful midwife-led unit
(p=0.019).
Conclusion Birth in a midwife-led unit within a perinatal center can be
considered an equivalent alternative to primarily physician-led birth for
low-risk pregnant women.
Schlüsselwörter
Hebammenkreißsaal - 1:1-Betreuung - interventionsarme Geburt
Key words
Midwife led-unit - 1:1 care - low intervention birth