Die präklinische Notfallversorgung wird häufig unter widrigen Bedingungen wie Zeit-
und/oder Informationsmangel oder in einer gefährlichen Umgebung durchgeführt, was
dieses Fachgebiet fehleranfällig macht. Inzwischen ist es eine wohlbekannte Tatsache,
dass Schuldzuweisungen und Isolation angesichts medizinischer Fehler zu emotionalen
Verletzungen führen können, wie sie durch das sog. Second-Victim-Phänomen“ (SVP) dargestellt
werden. Gemäß der zuletzt veröffentlichten Definition ist ein zweites Opfer (second
victim, SV) jedes medizinische Personal, das direkt oder indirekt an einem unvorhergesehenen
unerwünschten Ereignis für den Patienten, einem unbeabsichtigten Behandlungsfehler
oder einer Verletzung des Patienten beteiligt ist und in dem Sinne zum Opfer wird,
dass die Person ebenfalls negativ beeinträchtigt wird. Das SVP kann zu negativen Folgen
für die Mitarbeiter führen, die von einer Beeinträchtigung der Lebensqualität über
eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) bis hin zu Selbstmord reichen.