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DOI: 10.1055/a-2178-5654
Trauerversorgung? Vierstufig!

Trauernde Menschen haben unterschiedliche Bedarfe. Den meisten Betroffenen (ca. 60 %) genügen Informationen und die Unterstützung ihres sozialen Netzwerks [1]. Aufgrund von zusätzlichen Faktoren, die sich hinderlich auf die Verarbeitung auswirken (z. B. finanzielle Probleme), benötigt ein weiterer Teil der Betroffenen (ca. 30 %) zusätzliche Unterstützung [2], etwa angeboten durch trauerspezifisch geschulte Fachkräfte. Darüber hinaus zeigt ein Anteil von 4,2 % aller erwachsenen Hinterbliebenen klinisch auffällige Belastungen und ist auf psychotherapeutische und/oder ärztliche Unterstützung angewiesen [3].
In Deutschland stellt sich das Feld der Trauerversorgung sehr heterogen dar. Es existiert keine unabhängige übergeordnete Struktur, die Hinweise bietet, welche trauerspezifischen Versorgungsangebote existieren, wie die bestehenden Versorgungsangebote in ihrer Qualität einzuschätzen sind und welcher Bedarfsfall welchen Angeboten zugeführt werden sollte [4].
Betroffene, aber auch Fachkräfte, haben daher kaum Möglichkeiten, sich zu orientieren. Eine bedarfsgerechte Versorgung scheint derzeit nicht gewährleistet zu sein. Darauf weisen auch neuere Erhebungen hin [5].
Die AG Psychosoziale, spirituelle und trauerspezifische Versorgung der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) schlägt in einem DGP-Positionspapier vor, die Angebote der Trauerversorgung anhand eines international akzeptierten 4-stufigen Trauerversorgungsmodells zu strukturieren, um eine erste Orientierung sowie die weitere Professionalisierung der Trauerversorgung zu ermöglichen.
Publication History
Article published online:
27 October 2023
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Aoun SM, Breen LJ, OʼConnor M. et al. Public health approach to bereavement support services in palliative care. Aust New Zeeland J Public Health 2012; 36: 14-16
- 2 Aoun SM, Breen LJ, Howting DA. et al. Who Needs Bereavement Support? A Population Based Survey of Bereavement Risk and Support Need. PLoS ONE 2015; 10: e0121101
- 3 Rosner R, Comtesse H, Vogel A. et al. Prevalence of prolonged grief disorder. Journal of Affective Disorders 2021; 287: 301-307
- 4 Müller H, Münch U, Bongard S. et al. Trauerversorgung in Deutschland. Entwurf eines gestuften Versorgungsmodells. Z Evidenz Fortbildung Qual Gesundheitswesen 2021; 162: 40-44
- 5 Müller H, Zwingmann C, Krämer S. et al. Bevor die Diagnose kam … Eine Retrospektive der Trauerversorgung in Deutschland. ZEFQ – Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen 2022; 168: 75-81
- 6 National Institute for Clinical Excellence, Great Britain. National Health Service. Improving supportive and palliative care for adults with cancer: the manual. London: National Institute for Clinical Excellence; 2004
- 7 Breen LJ, Kawashima D, Joy K. et al. Grief literacy: A call to action for compassionate communities. Death Studies 2022; 46: 425-433
- 8 Stroebe M, Schut H, Boerner K. Cautioning health-care professionals. Omega 2017; 74: 455-473
- 9 Aoun SM, Breen LJ, Rumbold B. et al. Matching response to need: What makes social networks fit for providing bereavement support?. PLoS One 2019; 14: e0213367
- 10 Klass D. Eltern Trauer Seelen Leben. Das spirituelle Leben trauernder Eltern. Würzburg: Huttenscher Verlag; 2010: 507
- 11 Müller H, Kiepke-Ziemes S, Münch U. et al. Trauer als gesellschaftliche Aufgabe: Warum wir eine vierstufige Trauerversorgung brauchen. Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin. https://www.dgpalliativmedizin.de/images/230810_Positionspapier_Trauer_ist_kein_individuelles_Problem_final.pdf (Stand: 10.08.2023)