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DOI: 10.1055/a-2227-4765
Medizinische Versorgung von Menschen in prekären Lebenssituationen in Deutschland – Vergleichende Analyse von fünf Clearingstellen
Medical Care For People In Precarious Living Situations In Germany: Comparative Analysis Of Five Clearing Centers Fördermittel Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und GleichstellungZusammenfassung
Prekäre Lebenssituationen sind neben Erwerbslosigkeit, Erwerbsarmut, oft ungesicherten Wohnverhältnissen und erhöhter Morbidität nicht selten zusätzlich auch durch eine fehlende oder unzureichende Krankenversicherung gekennzeichnet. In der Bundesrepublik Deutschland lebt eine nur schwer quantifizierbare Zahl von Personen, die aus unterschiedlichen Gründen über einen nur eingeschränkten oder überhaupt keinen Krankenversicherungsschutz verfügt. Dazu zählen Deutsche, EU-Bürger*innen, Personen aus Drittstaaten, Wohnungs- und Obdachlose sowie Personen ohne Papiere. Die gesundheitliche Versorgung der Betroffenen erfolgt häufig weitgehend außerhalb des Regelsystems. Seit einigen Jahren gibt es in einigen Bundesländern und Kommunen zusätzliche Projekte, um diesen Problembereich durch Clearingstellen und/oder Kostenübernahmen für die gesundheitliche Versorgung anzugehen und Übergänge in die Regelversorgung zu schaffen. Im vorliegenden Beitrag werden fünf dieser Projekte hinsichtlich ihrer Struktur und Arbeitsweise vergleichend untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass vielen Menschen damit geholfen werden kann, allerdings muss für eine Deckung des hohen und weiter zunehmenden Bedarfs neben der sicher notwendigen Ausweitung und Verstetigung der Projekte auch an umfassenderen Lösungen gearbeitet werden. Gleichzeitig sollten die statistischen und epidemiologischen Datengrundlagen dringend verbessert werden.
Abstract
In addition to unemployment, poor living and housing conditions and increased morbidity, precarious living situations are often characterized by a lack of or inadequate health insurance. In the Federal Republic of Germany, there is a difficult-to-quantify number of people who, for various reasons, have only limited health insurance coverage or none at all. Those affected include German citizens, EU citizens, and non-EU-citizens who are frequently homeless and/or undocumented. Health care for those groups is predominantly provided outside the German health care system by voluntary non-governmental and welfare organizations. Several German states and municipalities together with non-governmental organizations have addressed this problem by establishing clearing centers often combined with cost reimbursement for medical treatment. In this article, five of these projects are analysed and compared with each other with regard to their structure and mode of operation. The results show that many people can be helped in this way, but in order to meet the high and increasing demand, effort must be put towards more comprehensive solutions as well as on the expansion and sustainability of these projects. At the same time, there is an urgent need to improve statistical and epidemiological data.
Schlüsselwörter
Personen ohne Krankenversicherung - Medizinische Versorgung - Ehrenamtliche medizinische Hilfssysteme - Wohlfahrtsorganisationen - ClearingstellenKey words
Individuals without health insurance - Medical care - Volunteer medical assistance systems - Charities - clearing centresPublication History
Article published online:
11 March 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart,
Germany
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