Heilpflanzen 2024; 04(03): 1
DOI: 10.1055/a-2260-8746
Editorial

„ Wir leben Heilpflanzen! “

Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Christian Böser

Wenn ich als Kind kränkelte, bekam ich immer zuerst einen Tee zu trinken. Gegen allgemeines Unwohlsein einen aus Pfefferminzblättern, bei Halsschmerzen wurden Salbeiblätter überbrüht und der Aufguss aus Mädesüßkraut sollte das Fieber senken. Heute noch bereite ich mir erst einmal einen Tee zu, wenn ich mich nicht gesund fühle.

Diese Selbstfürsorge mit einer Tasse Tee ist eine schöne Prägung aus Kindertagen. Damals habe ich auch gelernt, dass Pflanzen wertvolle Heilmittel sind. Im Garten meiner Oma habe ich mit ihr gemeinsam Teedrogen geerntet und dabei erzählte sie mir, wogegen welche Teile welcher Pflanze helfen. So erinnere ich mich an das Gänseblümchen und unter anderem daran, dass der frische Saft der Blätter gegen juckende Insektenstiche hilft. Aufgefrischt und erweitert hat mein Wissen jetzt das große Heilpflanzenporträt, das Ursula Stumpf über Bellis perennis für diese Ausgabe geschrieben hat (S. 4). Forscher konnten jüngst 310 Wirkstoffe in der Pflanze identifizieren. Was für ein Kraftpaket!

Wenn Tee allein nicht geholfen hat, bekam ich zusätzlich Einreibungen und Wickel aus Pflanzenzubereitungen. So auch einen Brustwickel mit Thymiankraut, wenn ich unter produktivem hartnäckigem Husten litt. Welche Pflanzen noch gegen festsitzenden Schleim in den Bronchien helfen, wie diese wirken und wie sie bei Kindern angewendet werden können, berichtet Anne Wanitschek aus ihrer Heilpraxis (S. 22). Saponine sind in vielen dieser Pflanzen ein wirksamer Inhaltsstoff. Sebastian Vigl zeigt Ihnen mit seiner Wirkstoffgrafik im Detail, wie sie die Schleimlösung in den Bronchien in Gang bringen (S. 28).

Was man in der Kindheit vorgelebt bekommt, das prägt. So können Kinder beispielsweise schon früh spielerisch lernen, dass pflanzenbasierte Ernährung ein wichtiger Bestandteil des täglichen Speiseplans ist. Warum Pflanzen, Gemüse und Co. selbstverständliche Kost für Kinder sein sollten, und wie Gemüsemuffel zu Fans werden können, darüber hat Henrike März geschrieben (S. 68).

Mochten Sie als Kind Fenchel? Ich fand ihn schrecklich. Vielleicht hätte ich ihn gegessen, wenn man mir kandierte Fenchelstangen angeboten hätte. Wie diese zubereitet werden und was man aus welchen Fenchelsorten so alles machen kann, das hat Doris Kern für Sie zusammengestellt (S. 64).

Und wenn Sie Fenchel selbst anbauen und ertragreich ernten möchten: Rudi Beiser erklärt Ihnen, worauf Sie im Detail achten müssen (S. 60).

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen, Zubereiten und Anwenden!

Ihr
Christian Böser
Redakteur Heilpflanzen



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
13. September 2024

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