Zusammenfassung
Ziel der Studie Während die schadensminimierende Wirkung von
Drogenkonsumräumen (DKR) bei injizierendem Drogengebrauch gut belegt ist, gibt
es momentan wenige Nachweise über die schadensminimierende Wirkung bei
nicht-injizierendem Drogengebrauch in DKR. Dies ist aber aktuell von großer
Wichtigkeit: zum einen bringt die Alterung der DKR-Population mit sich, dass
viele Konsument*innen wegen ihrer durch chronischen Konsum von nicht regulierten
Drogen geschädigten Venen nicht mehr intravenös Nutzen können. Zum anderen wird
europaweit und auch in Deutschland ein Anstieg vom Konsum gerauchter
Stimulanzien, wie Crack, beobachtet. Generell gilt der nicht- injizierende
Konsum als risikoärmer, aber dies ist im Kontext von DKR bis jetzt nicht
untersucht worden. Seit 2011 wird der Konsum von Substanzen in den
Inhalationsräumen der vier DKR in Frankfurt am Main systematisch erfasst. Durch
sein Volumen und die Länge der systematischen Erfassung ist dieser Datensatz
besonders geeignet, die Entwicklungen des nicht- injizierenden Konsums in DKR
und die schadensminimierende Wirkung dieser Konsumform zu untersuchen.
Methodik Wir untersuchen die Nutzung von Inhalationsplätzen und die
Nutzung von nicht -injizierend und injizierend konsumierter Substanzen. Zudem
werden Notfalldaten zu injizierendem und nicht- injizierendem Gebrauch
verglichen.
Ergebnisse Inhalationsplätze werden insgesamt viel und vermehrt genutzt.
Nicht- injizierend werden vor allen Dingen Heroin und Crack konsumiert. Heroin
ist nach einem sprunghaften Anstieg ab 2015 die am meisten nicht-injizierend
genutzte Substanz. Den stärksten Anstieg von nicht-injizierend genutzten
Substanzen in den letzten zwei Jahren hatte Crack. Der injizierende Gebrauch
nimmt insgesamt ab, es ist aber noch die bei weitem häufigste Konsumform.
Notfalldaten zeigen, dass die Nutzung von nicht- injizierenden Methoden zur
Drogeneinnahme im Vergleich zu injizierenden Methoden in Verbindung mit deutlich
weniger Notfällen steht. Dies ist auch nach statistischer Anpassung für die
Häufigkeit der Konsumform der Fall.
Schlussfolgerung Die Bereitstellung von Inhalationsplätzen bietet die
Möglichkeit zum weniger riskanten Konsum von gerauchten Substanzen und kann den
Umstieg vom injizierenden zum weniger riskanten inhalativen oder intranasalen
Konsum erleichtern. Sollte der Konsum von Drogen wie Crack weiter ansteigen,
könnte die gezielte Ausrichtung von DKR auf die Bedarfe von Konsument*innen eine
der wichtigsten gesunderhaltenden Maßnahmen sein.
Abstract
Purpose Despite the mounting evidence on the harm-reducing effects of drug
consumption rooms (DCR) on injecting drug use, little is known on the harm
reducing effects of DCRs on non-injecting drug use . However, more evidence is
urgently needed for several reasons: the population in DCR is aging, resulting
in an increase in users with damaged veins due to chronic use, who cannot use
intravenously anymore. Furthermore, an increase in the use of mostly smoked
stimulants (such as crack) has been recorded in several European countries,
including Germany. Non-injecting use is generally considered less risky, but has
not been investigated in the context of DCR. The consumption of substances in
the inhalation rooms of the 4 DCR in Frankfurt/M. has been systematically
monitored since 2011. Due to its volume and the length of the systematic
documentation this dataset is particularly suitable to assess the development of
non-injecting drug use in DCR and to investigate the harm-reducing effects of
non-injecting drug use.
Methods We investigate the utilization of DCR and their inhalation sites
and the use of injected and non-injected drugs over time. Furthermore, emergency
data relating to injecting and non-injecting use were compared.
Results Inhalation sites are utilized to a great extent and increasingly.
Non-injected substances are mainly heroin and crack. Heroin is he most commonly
used non-injected substance, after a rapid increase between 2015 and 2018. The
biggest increase in the past 2 years in non-injected substances was found for
the use of crack. Injecting use is declining but still the most common form of
application. Emergency data show that non-injecting use is linked to less
emergency calls compared to injecting use, even when adjusting for the
difference in frequency of non-injecting and injecting use.
Conclusion Offering inhalation sites is likely to increase the safety of
users who would otherwise inject (eg. heroin). It furthermore offers the
opportunity for the safe consumption of mostly smoked substances. To tailor DCRs
more to the needs of consumers of smoked stimulants (like crack) could be one of
the most important harm reduction measures to keep this population safe,
especially should the use of these substances increase further.
Schlüsselwörter
Harm Reduction - Drogenkonsumraum - Inhalation - injizierender Konsum - Crack, Heroin
Keywords
harm reduction - drug consumption rooms - safer inhalation - injecting drug use -
crack, heroin