Aktuelle Kardiologie 2024; 13(03): 223-229
DOI: 10.1055/a-2285-3881
Kurzübersicht

Management von Vorhofflimmern bei Kardiomyopathien – Rhythmuskontrolle und Antikoagulation

Management of Atrial Fibrillation in Heart Failure Patients – Rhythm Control and Anticoagulation
Thomas Deneke
1   Klinik für Rhythmologie am Klinikum Nürnberg Campus Süd, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Nürnberg, Deutschland
,
Elisabeth Kretschmer
1   Klinik für Rhythmologie am Klinikum Nürnberg Campus Süd, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Nürnberg, Deutschland
,
Philipp Werle
1   Klinik für Rhythmologie am Klinikum Nürnberg Campus Süd, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Nürnberg, Deutschland
,
Peter Arno Bößenecker
1   Klinik für Rhythmologie am Klinikum Nürnberg Campus Süd, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Nürnberg, Deutschland
,
Zeynep Karakur
1   Klinik für Rhythmologie am Klinikum Nürnberg Campus Süd, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Nürnberg, Deutschland
,
Matthias Pauschinger
2   Universitätsklinik Medizinische Klinik 8 – Kardiologie und Institut für Radiologie und Nuklearmedizin, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Klinikum Nürnberg, Nürnberg, Deutschland
,
Christopher Kowalewski
1   Klinik für Rhythmologie am Klinikum Nürnberg Campus Süd, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Nürnberg, Deutschland
,
Andrea Brinker-Paschke
1   Klinik für Rhythmologie am Klinikum Nürnberg Campus Süd, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Nürnberg, Deutschland
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Zusammenfassung

Vorhofflimmern (VHF) und Herzinsuffizienz (HI) mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) sind eng miteinander verbundene Erkrankungen, die durch gemeinsame Risikofaktoren und Komorbiditäten charakterisiert sind. Sie beeinflussen sich gegenseitig und verschlechtern die Prognose. Therapeutische Ansätze umfassen die Reduzierung des Schlaganfallrisikos mittels Antikoagulation, Modifikation vorhandener Risikofaktoren sowie frequenz- und rhythmuskontrollierender Maßnahmen.

Bei den meisten HFrEF-Patienten mit VHF ist eine langfristige orale Antikoagulation (OAK) zur Schlaganfallprävention indiziert, wobei der Einsatz von nicht-Vitamin-K-abhängigen oralen Antikoagulanzien (NOAK) sowohl effektiv als auch sicher ist und auch für Patienten mit eingeschränkter LV-Funktion präferiert wird.

Für alle Patienten mit HFrEF und VHF ist eine adäquate frequenzkontrollierende medikamentöse Therapie sinnvoll. Zusätzlich wird bei anhaltenden Beschwerden sowie in bestimmten Fällen eine Rhythmuskontrolle empfohlen. Neuere Studien zeigen, dass die VHF-Ablation im Vergleich zu medikamentösen Ansätzen die Letalität und Herzinsuffizienz-assoziierte Klinikaufenthalte reduziert, funktionelle Parameter verbessert sowie die Lebensqualität steigert, insbesondere bei Patienten mit hoher Erfolgswahrscheinlichkeit der Ablation. Die Auswahl der optimalen Kandidaten für die Ablation sowie der effektivsten Ablationsstrategie bedarf weiterer Forschung.

Bei anderen Kardiomyopathien ohne eingeschränkte LV-Funktion richtet sich die VHF-Behandlungsstrategie nach dem Risikoprofil und der Symptomatik des Patienten. Explizite Daten und Studien fehlen jedoch. Besonders Patienten mit HI mit erhaltener Auswurffraktion (HFpEF) sind häufig stark symptomatisch und profitieren oft von der VHF-Ablation.

Abstract

Atrial fibrillation (AF) and heart failure (HF) share common risk factors, comorbidities and influence each other in patients with reduced ejection fraction (HFrEF). Treatment options include anticoagulation to reduce embolic risk, modification of risk factors and rate and rhythm control strategies.

In most cases long-term oral anticoagulation is recommended when AF is identified in HFrEF patients to reduce stroke risk. Novel oral anticoagulants are preferable over vitamin-k antagonists as they are safe and effective in patients with reduced left ventricular function.

All HFrEF patients with AF need appropriate rate control medication. In addition, if symptoms prevail or in appropriately selected candidates rhythm control is recommended. AF ablation is superior to antiarrhythmic medical treatment and reduces mortality, HF rehospitalizations and improves functional parameters, quality of live and rhythm stability. Therefore, AF ablation is recommended in appropriate candidates but the selection criteria and optimal ablation strategy need to be identified.

Was ist wichtig?

Bei Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) und Herzinsuffizienz (HI) wird in aktuellen Leitlinien neben der Antikoagulation, Frequenzkontrolle und der Behandlung der kardialen Grunderkrankung sowie assoziierter Risikofaktoren die Katheterablation zur Rhythmuskontrolle weiter in den Vordergrund gestellt.

Eine Katheterablation kommt für die überwiegende Zahl der Patienten mit einer VHF-induzierten/assoziierten linksventrikulären (LV) Dysfunktion infrage und sollte im Team von Rhythmologen und Herzinsuffizienz-Spezialisten diskutiert werden. Während häufig jüngere HFrEF-Patienten (HFrEF: Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion) mit frühen Stadien einer Herzinsuffizienz ausgewählt werden, scheinen neuen Studienergebnissen zufolge auch schwer herzinsuffiziente Patienten von einer aggressiven und frühzeitigen Rhythmuskontrolle mittels Ablation zu profitieren. Die VHF-Ablation führt in selektierten HFrEF-Patienten neben einer signifikanten Verbesserung von Symptomatik, LV-Funktion und anderer funktioneller Parameter auch in 2 randomisierten Studien zu einer niedrigeren Letalität und Herzinsuffizienz-Hospitalisierung.

Die Selektion geeigneter Kandidaten zur VHF-Ablation sollte neben dem Alter und Stadium der Herzinsuffizienz auch kardiale bildgebende Parameter und den Wunsch des Patienten berücksichtigen. Besonders scheinen auch HFpEF-Patienten (HFpEF: Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion) von der VHF-Ablation zu profitieren. Die Durchführung der VHF-Ablation sollte an erfahrenen Zentren mit niedrigen Komplikations- und hohen Erfolgsraten erfolgen.



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Article published online:
29 May 2024

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