Nervenheilkunde 2024; 43(09): 522
DOI: 10.1055/a-2313-3623
Gesellschaftsnachrichten

Deutsche Gesellschaft für Hirnstimulation in der Psychiatrie

Christiane Licht

13. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hirnstimulation in der Psychiatrie

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Beste Kurzvorträge (v. l.): PD Dr. Roberto Goya-Maldonado (Tagungsorganisation), Laura Hainke, München, Katharina Dragon, Regensburg, Nadja Sippel, Aachen, Dr. Ulrike Vogelmann und Prof. Dr. Berthold Langguth (beide DGHP-Vorstandschaft), Foto: ©Prof. Dr. Ulrich Palm

Mit mehr als 100 Teilnehmern fand die 13. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hirnstimulation in der Psychiatrie (DGHP) vom 27.-29.06.2024 im Universitätsklinikum Göttingen (Gastgeber PD DR. Roberto Goya-Maldonado) statt. Vor Beginn der wissenschaftlichen Tagung bildete die praktische Anwendung der rTMS einen Schwerpunkt. Sowohl Anfänger (6 Stunden) als auch Fortgeschrittene (3 Stunden) konnten im intensiven Hands-on-Workshop theoretisches Wissen vertiefen und Erlerntes aktiv in die Praxis umsetzen. Für den Auftakt der Veranstaltung konnte einer der Gründerväter der transkraniellen Hirnstimulation, Prof. Dr. Walter Paulus, LMU München, Emeritus für Klinische Neurophysiologie an der Universität Göttingen, als Redner gewonnen werden. In einem exzellenten Vortrag zeigte er die bisherigen Meilensteine der nicht-invasiven Hirnstimulationsverfahren auf und gab einen Ausblick in spannende zukünftige Forschungsfelder transkranieller Hirnstimulation.

Folgend wurde es mit den ausgezeichneten Vorträgen jedoch nicht weniger spannend. Im Vortrag von Prof. Simone Grimm, Medical School Berlin, konnte die Bildgebung im Zusammenhang mit personalisierten Behandlungsentscheidungen mit Ketamin in den Mittelpunkt gestellt werden. Im Vortrag wurde der Nutzen der Bildgebung zur besseren Vorhersage des erfolgreichen Ansprechens und Ausweitung für eine personalisierte Behandlungsentscheidung aufgezeigt.

Nach einer kurzen Pause stellte Prof. Dr. Georg Kranz, Universität Wien und Polytechnik Universität Hong Kong, verschiedene Aspekte nicht-invasiver Hirnstimulation in Kombination mit Neuroimaging vor. Beeindruckend waren Ergebnisse einer Metaanalyse zu TMS-Effekten auf verschiedene Symptomdomänen, ebenso wie der Einfluss verschiedener Ethnien auf die motorische Reizschwelle während der rTMS. Abschließend konnten durch Dr. Daan Neuteboom, Universität Amsterdam, dann erste Ergebnisse einer Untersuchung von beschleunigter rTMS an bipolaren Patienten präsentiert werden. Auch in der anschließenden Jahreshauptversammlung der DGHP bestand weiterhin eine rege Beteiligung. Neben dem direkten Austausch mit den Mitgliedern bot das Treffen Gelegenheit, bereits die nächste Jahrestagung der DGHP 2025 in Bozen bei Prof. Andreas Conca anzukündigen.

Der zweite Kongresstag bot mit hochrangigen Rednern ein vielfältiges Programm. Prof. Dr. Martijn Arns, Universität Maastricht und Brainclinics Nijmegen, referierte über die durch TMS induzierte Herzfrequenzvariabilität als möglichen Biomarker für präfrontale TMS. Im Vortrag von Dr. Ningfei Li, Charité Berlin, konnten Einblicke in dysfunktionale Hirnnetzwerke bei der Anwendung der tiefen Hirnstimulation aufgezeigt werden. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen anschließend die FlashTalks. 12 ausgewählte Vorträge junger Forscher boten einen differenzierten Einblick in die verschiedenen Themengebiete der Hirnstimulation. Zur weiteren Förderung der jungen Talente wurden neben 3 Reisestipendien zusätzlich durch ein Publikumsvoting die 3 besten Kurzvorträge ausgezeichnet.

Zum Abschluss der ausgezeichneten Veranstaltung konnte Prof. Dr. Miklos Argyelan, Feinstein Institute for Medical Research New York, einen Einblick in die durch EKT induzierten Veränderungen der Hirnstruktur bei depressiven Patienten geben. Schließlich bot PD Dr. Masoud Tahmasian, Forschungszentrum Jülich, zum Ende der Tagung spannende Einblicke in die Verbindung zwischen Antidepressiva und rTMS ab. Zusammenfassend bot die Jahrestagung der DGHP eine ausgewogene Vernetzung von klinischer Praxis, Erkenntnissen der Grundlagenforschung, wissenschaftlichen Untersuchungen auf dem Weg zur Präzisionsmedizin und Anwendbarkeit verschiedener Hirnstimulationsverfahren.

Unser besonderer Dank gilt dem Organisationsteam Roberto Goya-Maldonado, Universität Göttingen, und Susanne Staudinger, Universität Regensburg.

Wir freuen uns auf den nächsten Jahreskongress Anfang April 2025 in Bozen.

Dr. Christiane Licht (im Namen des DGHP Vorstands)



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Article published online:
27 August 2024

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