ergopraxis 2025; 18(05): 8-9
DOI: 10.1055/a-2539-6756
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Inklusion ist ein Menschenrecht! – Global Disability Summit

Der weltweite Gipfel zur Förderung der Rechte und Inklusion von Menschen mit Behinderungen fand am 2. und 3. April 2025 in Berlin statt. 4000 Teilnehmende aus rund 100 Nationen kamen zusammen, um konkrete Lösungen auf Basis der UN-Behindertenrechtskonvention zu entwickeln. Dabei standen 3 Themen zentral:

  • Gesundheitsversorgung und Bildung: Zugang und inklusive Bildungssysteme bessern

  • Barrierefreiheit und Arbeit: zukunftsfähige Städte und inklusive Arbeitsplätze

  • Schutz, Teilhabe und Finanzierung: Rechte von Frauen, politische Mitbestimmung und Abschaffung der Institutionalisierung

Viele der Themen betrafen die Ergotherapie, doch weder die nationalen Berufsverbände noch der Weltverband (WFOT) nahmen teil. Zwischen Regierungsvertretenden und Nichtregierungsorganisationen fehlte die Perspektive von Ergotherapeut*innen, obwohl wir als Advokat*innen für Betroffene entscheidende Impulse setzen könnten.

Der Summit bot wertvolle Einblicke und Möglichkeiten zum internationalen Austausch und zur Vernetzung. Besonders hervorzuheben war die breite Palette an barrierefreien Kommunikationsformen – von Gebärdensprache über Braille bis zu Übersetzungsmonitoren. Doch: Während die Veranstaltenden Inklusion als zentrales Leitprinzip betonten, fehlten Übersetzungen in Sprachen wie Deutsch oder Spanisch.

Ein bedeutender Aspekt der Veranstaltung war das Thema inklusive Ausbildung. Inklusion muss systematisch in der Qualifizierung zukünftiger Fachkräfte verankert sein. Lehrende benötigen während ihrer Ausbildung eine Schulung, um auf unterschiedliche Bedarfe professionell und flexibel reagieren zu können, zum Beispiel bei Studierenden mit Höreinschränkung. Dazu gehört auch, sich mit alternativen Formen der Kommunikation vertraut zu machen und gezielt Kompetenzen aufzubauen.

Bei Inklusion geht es auch um grundlegenden Machtwandel. Warum sind im Bundestag keine Abgeordneten mit Trisomie 21 vertreten? Warum fehlt in den Vorständen börsennotierter Unternehmen die Perspektive von Menschen mit Beeinträchtigung? Echte Teilhabe bedeutet nicht nur, diese Stimmen zu hören, sondern sie aktiv in Entscheidungen einzubinden. Menschen mit Behinderungen sollten in politischen Gremien, Unternehmensführungen und strategischen Entscheidungspositionen selbstverständlich vertreten sein – als Expert*innen ihrer eigenen Lebensrealität. Barrierefreiheit muss zum Standard in allen Bereichen unserer Gesellschaft werden. Es geht nicht darum, über Behinderung zu sprechen, sondern mit den Menschen.

Das konkrete Ergebnis des Summit: Mehr als 80 Staaten verabschiedeten, dass mindestens 15 % aller Entwicklungsprojekte Inklusion fördern sollen. Weitere Infos finden Sie unter: https://eref.thieme.de/9PJI3. Petra Wosnitzek

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Inklusion ist Teamarbeit. Die Kampagne zum Global Disability Summit will gesellschaftliche Akzeptanz für Inklusion stärken.
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Ergotherapeut*innen können am Weltgipfel als Fürsprecher*innen für Betroffene wichtige Impulse setzen.


Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
07. Mai 2025

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