Zusammenfassung
Die Indikationen für eine röntgenologische Untersuchung der Halswirbelsäule des
Pferdes sind zahlreich, denn unterschiedliche neurologische und
schmerzassoziierte Symptome bei Auffälligkeiten in der Bewegung bzw. unter dem
Reiter können auf pathologische Veränderungen der Halswirbel zurückgeführt
werden. Des Weiteren haben in den vergangenen Jahren die Anfragen nach
Röntgenaufnahmen der Halswirbelsäule z. B. im Rahmen der Kaufuntersuchung
deutlich zugenommen. Die Interpretation der Röntgenaufnahmen ist jedoch
insbesondere bei klinisch unauffälligen Pferden eine Herausforderung, da zumeist
auch eine prognostische Fragestellung im Raum steht. Derzeit kann vielen
röntgenologischen Befunden der equinen Halswirbelsäule nicht immer eine
eindeutige klinische Relevanz zugeordnet werden, da einige Befunde (z. B.
Osteochondrosis dissecans [OCD] der Facettengelenke) auch bei
klinisch unauffälligen Pferden auftreten. In akuten neurologischen Fällen
hingegen, wie z. B. einer spinalen Ataxie, ist die Röntgenuntersuchung der
Halswirbelsäule etabliert und wird häufig als erstes bildgebendes Verfahren für
eine Übersicht der knöchernen Strukturen angewandt. Sowohl die subjektive als
auch die objektive Beurteilung der Röntgenaufnahmen liefert häufig schon den
Verdacht einer zervikalen Myelopathie, der durch weitere Untersuchungen (wie
z. B. Myelografie bzw. computertomografische Myelografie) verifiziert werden
sollte. Dadurch können zumeist akute Traumata wie z. B. Frakturen von
degenerativen Prozessen differenziert werden. Die vorliegende Literaturübersicht
liefert eine Zusammenfassung des derzeitigen Kenntnisstandes in Bezug auf die
Interpretation und klinische Relevanz von röntgenologischen Befunden der
Halswirbelsäule.
Abstract
A number of indications exist that necessitate radiologic examination of the
equine cervical spine. Different neurologic and pain-associated clinical signs
within the scope of lameness or poor performance may be associated to
pathologies of the cervical spine. Moreover, the number of requests for
radiographic examinations of the cervical spine, for example as part of the
pre-purchase examination, has increased significantly in recent years. However,
the interpretation of radiographs represents a challenge, particularly in the
case of clinically sound horses, as it often necessitates the resolution of a
prognostic question. At present, a number of radiologic findings of the equine
cervical spine lack clear clinical significance, as some findings (e. g.
osteochondrosis dissecans [OCD] of the facet joints) also occur in
clinically healthy horses. In acute neurologic cases, such as spinal ataxia,
radiographic examination of the cervical spine is the imaging procedure of
choice. The subjective and objective assessment of radiographs frequently leads
to a diagnosis of cervical static myelopathy. Acute trauma, fractures or
degenerative processes, may be distinguished from this entity. This literature
review presents a summary of the current state of knowledge regarding the
interpretation and clinical relevance of radiological findings of the equine
cervical spine.
Schlüsselwörter Radiologie - spinale Ataxie - vertebrale Malformation - HWS
Keywords Radiography - spinal ataxia - equine - vertebral malformation