OP-Management up2date 2025; 05(04): 297-315
DOI: 10.1055/a-2599-8116
Patient im Fokus

Perioperatives Delirmanagement – eigentlich gar nicht so schwer, oder?

Autoren

  • Madita D. Averdunk

Infolge des demografischen Wandels werden Kliniken zukünftig zunehmend mit Hochbetagten konfrontiert werden, die als sehr vulnerable Gruppe für das Entstehen eines Delirs gelten. Besonders operative Fächer sind davon betroffen und werden mit den medizinischen sowie wirtschaftlichen Folgen des perioperativen Delirs zu kämpfen haben. Gibt es ein Konzept, um das zu verhindern?

Kernaussagen
  • Ein Delir ist ein Notfall und - obwohl es das häufigste neuropsychiatrische Syndrom älterer Krankenhauspatient*innen ist - bleibt häufig unerkannt oder fehldiagnostiziert.

  • Die Prävalenz des Delirs wird infolge des Demografischen Wandels steigen, da die Zahl hochbetagter, multimorbider und pflegebedürftiger Patient*innen stetig wächst.

  • Das Auftreten eines Delirs hat oft schwerwiegende Folgen für die Patient*innen (Komplikationen, Pflegebedürftigkeit, Tod), belastet die Angehörigen und die Behandler*innen und wird im DRG-System nicht kostendeckend abgebildet.

  • Pathophysiologisch spielen Alterung, Neuroinflammation, vaskuläre Veränderungen, Neurotransmitter-Ungleichgewichte und Elektrolytstörungen eine zentrale Rolle; selten ist ein Faktor allein für die Entstehung eines Delirs verantwortlich.

  • Prädisponierende Faktoren sind u.a. Alter, Frailty, kognitive Defizite, Immobilität und Polypharmazie; präzipitierende Faktoren umfassen Operation, Anästhesie, Infektionen und Elektrolytentgleisungen.

  • Prävention und Früherkennung sind entscheidend: viele einfache Maßnahmen wie ausreichende Ernährung/ Trinkmenge, suffiziente Analgesie, Erhalt des Tag-Nacht-Rhythmus, Nutzung sensorischer Hilfsmittel sowie frühe Mobilisation und kognitive Aktivierung wirken präventiv; ein strukturiertes Delirscreening (z.B. CAM-ICU, NuDESC) und Schulung der Mitarbeiter*innen sind Kernmaßnahmen.

  • Kurze Nüchternphasen, frühe OP-Slots, die Wahl der Narkose, ruhige Atmosphäre im OP , Prewarming und die Begleitung in bzw. aus dem OP sind simple und ubiquitär umsetzbare Maßnahmen, durch die das Delirrisiko gesenkt werden kann.

  • Der Austausch und das Einbeziehen von Angehörigen ist in der Regel hilfreich, entlastet das Personal und stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen stationärer und ambulanter Versorung dar.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
27. November 2025

© 2025. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany