Die pharmakologische Behandlung einer bipolaren Depression (BPD) mit Antidepressiva
geht mit einem erhöhten switch-Risiko einher, weswegen Antidepressiva häufig gar nicht
oder nur in Kombination mit einem Stimmungsstabilisator eingesetzt werden. Die atypischen
Antipsychotika Quetiapin retard, Lurasidon und Cariprazin wurden von FDA für die Behandlung
der BPD zugelassen (in Deutschland nur Quetiapin). Häufig wird jedoch nicht zwischen
Bipolar-I (BP-I) und Bipolar-II-Störung (BP-II) unterschieden, obwohl es Unterschiede
bezüglich des switch-Risikos gibt: so konnte in kleineren Placebo-kontrollierten Studien
festgestellt werden, dass Patienten mit BP-II selbst bei einer Monotherapie mit einem
Antidepressivum kein erhöhtes switch-Risiko im Vergleich zu einer Lithium-Monotherapie
bestanden. Dennoch empfehlen die meisten Leitlinien auch bei der BP-II in der Regel
eine Kombinationsbehandlung, wenn auch die Studienlage bei dieser Indikation überschaubar
ist. Während Lurasidon bei der BP-I-Depression eine gute Wirksamkeit gezeigt hat,
fehlen Studien zur Wirksamkeit bei BP-II. Gleiches gilt für das Antidepressivum Vortioxetin,
welches in dieser Indikation bisher nicht überprüft wurde. Chinesische Wissenschaftler
haben daher eine interessante Studie konzeptioniert, die einerseits die Wirksamkeit
von Lurasidon bei BP-II-Depression untersucht hat und andererseits bei non-respondern
die Wirksamkeit, Verträglichkeit und das switch-Risiko einer add-on-Behandlung mit
Vortioxetin überprüft haben.