Zusammenfassung
Ziel der Studie
Der Schlaganfall bleibt eine der häufigsten Ursachen für vorzeitige
Mortalität oder langfristige Einschränkungen. Die akutstationäre und
rehabilitative Versorgung befindet sich mittlerweile auf einem hohen Niveau.
Die Sicherstellung der Therapieerfolge und Reduktion von Folgen kann nur mit
einer passgenauen langfristigen Versorgung im ambulanten Sektor erreicht
werden. Ziel der hier beschriebenen Studie war es, durch die Implementierung
eines Case-Managements 30% aller Rezidive zu verhindern.
Methodik
Die Hauptevaluation der Intervention wurde als quasi-experimentelles
Studiendesign konzipiert und basierte auf Routinedaten. Daneben wurden nicht
vergleichende Analysen auf Basis medizinischer Primärdaten und
gesundheitsbezogener Lebensqualität sowie eine Prozessevaluation
durchgeführt. Alle vergleichenden Outcomes wurden testbasiert durchgeführt.
Daneben wurden für die drei zentralen Endpunkte Rezidiv, Mortalität und
Kosten mittels Regressionsverfahren analysiert. Die Auswertung der
Primärdaten erfolgte deskriptiv. Die Prozessevaluation wurde in einem
zweistufigen Prozess über qualitative Expert*inneninterviews und einen daran
anknüpfenden quantitativen Fragebogen zur Akzeptanzmessung der Ärzt*innen
durchgeführt.
Ergebnisse
Es wurden 1167 Patient*innen je Interventionsgruppe (IG) und Kontrollgruppe
(KG) in die finale Analyse eingeschlossen. Es konnte kein signifikanter
Einfluss der Intervention auf das Risiko eines Schlaganfallrezidivs oder
hinsichtlich der Mortalität festgestellt werden (p>0,05). Bei dem
sekundären Outcome Kosten unterschieden sich die Vergleichsgruppen
signifikant zugunsten der Kontrollen (p<0,05). Zudem weist die IG eine
signifikant erhöhte Chance für den Erhalt einer leitliniengerechten
Arzneimittelversorgung auf (p<0,05). Die Primärdaten verweisen auf eine
Zunahme der gesundheitsbezogenen Lebensqualität im Studienverlauf. Die
Leistungserbringenden berichten von einer guten Integration der
Schlaganfall-Case Manager*innen in die Versorgungsstrukturen.
Schlussfolgerung
Eine umfassende Übernahme der STROKE OWL-Intervention in die Regelversorgung
kann aufgrund der Studienergebnisse derzeit nicht empfohlen werden. Die
Ergebnisse deuten darauf hin, dass für eine erfolgreiche Integration in die
Regelversorgung das Studienkollektiv spezifischer selektiert werden sollte
und entlang des Kernprinzips des Case Managements Zielgruppen angesprochen
werden sollten, die besonders von einer Einzelfallbetreuung profitieren
könnten.
Abstract
Purpose
Stroke remains one of the leading causes of premature mortality or long-term
disability. Hospital and rehabilitation treatment are meanwhile at a high
level. Ensuring successful treatment and reducing the consequences can only
be achieved with tailored long-term healthcare in the outpatient sector. The
aim of the study described here was to prevent 30% of all stroke recurrences
by implementing case management.
Methods
The main evaluation of the intervention was conducted as a quasi-experimental
study and was based on claims data. In addition, non-comparative analyses
based on primary medical data and health-related quality of life as well as
a process evaluation were carried out. All comparative outcomes were
test-based. In addition, the three central outcomes of recurrence, mortality
and costs were analyzed using regression methods. The primary data was
analysed by using descriptive statistics. The process evaluation was carried
out in a two-step process using qualitative expert interviews and a related
quantitative questionnaire to measure physician acceptance.
Results
1,167 patients per intervention group (IG) and control group ( CG) were
included in the final analysis. No significant influence of the intervention
on the risk of stroke recurrence or mortality was determined (p>0.05).
For the secondary outcome costs, the study groups differed significantly in
favour of the controls (p<0.05). In addition, the IG had a significantly
higher chance of receiving guideline-based secondary pharmaceutical
prevention (p<0.05). The primary data indicated an increase in
health-related quality of life over the study period. The physicians
reported good integration of the stroke case managers into the care
structures.
Conclusion
A widespread adoption of the STROKE OWL intervention in standard healthcare
cannot be recommended based on current findings. The results indicate that
for successful integration into standard care, the study population should
be selected more specifically and target groups that could particularly
benefit from individual case management should be addressed in line with the
core principle of case management.
Schlüsselwörter Schlaganfall - Rezidiv - sektorenübergreifende Versorgung - Matching - Sekundärdaten
- Case Management
Keywords stroke - recurrence - intersectoral healthcare - matching - secondary prevention -
case management