Rofo 2008; 180(8): 701
DOI: 10.1055/s-0028-1082146
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Lungenembolie - Tiefe Beinvenenthrombose angiografisch ausschließen?

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Publication Date:
29 July 2008 (online)

 

Die Darstellung der Beinvenen in der CT-Venografie gehört zum Standardprogramm, wenn Patienten unter dem Verdacht auf eine Lungenembolie untersucht werden. Rezente Studien rechtfertigen dieses Vorgehen mit einer hohen Trefferquote. Aber gilt das für alle Patienten? AJR Am J Roentgenol 2008; 190: 322–326

A.R. Hunsacker et al. untersuchten diese Frage für eine Gruppe von 829 Patienten und bestimmten Risikogruppen. Dies waren Patienten mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für thrombembolische Ereignisse wie frisch Operierte, Tumorpatienten, solche mit kardiovaskulären Erkrankungen und insbesondere Patienten, die bereits früher Thrombosen oder Embolien hatten.

In der Gesamtgruppe bestätigte sich bei 15 % eine Lungenembolie. 7,3 % hatten eine tiefe Beinvenenthrombose (TVT). Eine Lungenembolie mit oder ohne TVT und eine TVT ohne Lungenembolie hatten 18,3 %. Eine isolierte TVT bestätigte sich bei 28 Patienten (3,4 %). Dadurch ergab sich durch die zusätzliche Venografie der Beine ein Informationsgewinn von 3,4 %. Dies betraf ganz überwiegend (2,6 %) die Hochrisikogruppe. Nur 6 Patienten ohne besonderen Risikofaktor hatten eine isolierte TVT. Thrombembolische Befunde waren bei positivem Risiko insgesamt signifikant häufiger. Sie machten 75 % aller Ereignisse aus. Dies galt für Beinvenenthrombosen und Lungenembolien in gleichem Umfang (80 und 74,2 %).

Die Wahrscheinlichkeit für ein positives Resultat war bei den Patienten mit vorangegangener Thrombose oder/und Embolie am höchsten (42,6 % aller Fälle). Die statistische Analyse ergab, dass maligne Erkrankungen und positive Anamnese signifikante Prädiktoren für ein erneutes thrombembolisches Geschehen waren. Bei isolierter Betrachtung der Fälle mit TVT, war ausschließlich die Vorgeschichte ein Risikofaktor. In der Regressionsanalyse zeigte sich keine Assoziation mit kardiovaskulären Begleitkrankheiten und rezenten Operationen.

Bei einer 34-jährigen Patientin mit Ovulationshemmer in der Anamnese zeigen sich links ausgedehnte frische Thrombosen mit langstreckig umflossenem Thrombenmaterial in den Unterschenkelvenengruppen, der V. poplitea und der V. femoralis (Bild: Rath W, Heilmann L (Hrsg). Gerinnungsstörungen in Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme 1999).

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