Rofo 2008; 180(8): 705
DOI: 10.1055/s-0028-1082151
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Kolonkarzinom - Welchen Prognosewert besitzt die MPCT?

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Publication Date:
29 July 2008 (online)

 

Die "Minimal-Preparation"-CT des Abdomens (MPCT) ist eine relativ nicht invasive und technisch wenig aufwendige Methode. Sie kommt ohne spezielle Darmvorbereitung, rektale Luftinsufflation und Sedierung aus. In der Kolonkarzinomdiagnostik bietet sie insbesondere für ältere, gebrechliche oder immobile Patienten eine Alternative zu herkömmlichen endoskopischen oder radiologischen Verfahren. Clinical Radiology 2008; 63: 424–432

C. Ng et al. ermittelten in einer retrospektiven Studie das Gesamtüberleben von Patienten, die zur MPCT überwiesen wurden, und bestimmten den prognostischen Wert von kolonischen und extrakolonischen Befunden, die bei der Untersuchung detektiert wurden. Sie werteten dazu die Daten von 1029 konsekutiven Patienten aus (mittleres Alter: 79,4 Jahre). Diese waren mit klinischem Verdacht auf ein Kolonkarzinom zwischen 1995 und 1998 mittels MPCT untersucht worden (Standardprotokoll für Einzelschicht-Spiral-CT mit Gabe von oralem Kontrastmittel). Die Untersucher überprüften die CT-Befunde im Hinblick auf kolonische Läsionen und klinisch signifikante extrakolonische Befunde. Die Sterbedaten entnahmen sie dem Krebsregister und der Klinikdatenbank. Das Follow-up endete im März 2007.

691 Patienten (67,2 %) verstarben im Studienzeitraum. Das mediane Gesamtüberleben nach MPCT betrug 5,4 Jahre (Männer: 3,8; Frauen: 6,3 Jahre). Es war signifikant länger, wenn in der CT keine Auffälligkeiten detektiert wurden (6,6 vs. 3 Jahre). Mit dem Überleben korrelierten signifikant: Alter, Geschlecht, Kolonkarzinomstatus (Verdacht in der CT bzw. gesichert durch Pathologie, Krebsregistereintrag oder mindestens 15 Monate Follow-up) und die Anzahl der extrakolonischen Befunde.

Die Überlebenszeiten waren deutlich kürzer bei Patienten mit Darmkrebs (n=91) gegenüber tumorfreien Patienten (1,1 vs. 5,9 Jahre) und bei Patienten mit ≥  1 extrakolonischen Befund (n=245) gegenüber denjenigen ohne Zusatzbefund (2,4 vs. 6,1 Jahre). Auch Patienten mit Kolonkarzinom und mindestens 1 extrakolonischen Befund wiesen kürzere Überlebenszeiten auf als diejenigen Karzinompatienten ohne extrakolonischen Befund (0,4 vs. 2,6 Jahre). Das Überleben nahm mit steigender Zahl der extrakolonischen Befunde progressiv ab. Patienten mit ≥  1 malignem bzw. malignomverdächtigem extrakolonischen Befund hatten ein signifikant schlechteres Überleben als Patienten ohne extrakolonischen Befund oder Kolonkarzinom. Patienten mit nichtmalignem Zusatzbefund besaßen gegenüber denjenigen ohne extrakolonischen oder kolonischen Befund ein nicht signifikant kürzeres Überleben.

Die MPCT detektierte 40 weitere Krebserkrankungen, von denen 24 bislang nicht bekannt waren. Diese Patienten hatten deutlich kürzere Überlebenszeiten als die Darmkrebspatienten (2 vs. 13 Monate).

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