Blutzucker uninteressant???

Möchte man den neuesten Studien Glauben schenken (ADVANCE, ACCORD, VA Diabetes Trial), die kürzlich auf dem Amerikanischen Diabetes Kongress (ADA) in San Francisco vorgestellt wurden, dann kann eine optimale Blutzuckereinstellung keine kardiovaskulären Ereignisse verhindern... .

Lohnt sich der Aufwand einer normnahen Glukoseeinstellung überhaupt? Müssen wir weiterhin täglich die Mitarbeit unserer Patienten fördern und fordern? Müssen die Leitlinien umgeschrieben werden und wird ein Laisser–faire in der Diabetologie einziehen?

Diese Fragen stellen sich nach der Lektüre der publizierten Ergebnisse auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick (der häufig entscheidend ist) kann man feststellen, dass die eingeschlossenen Patienten nicht typisch sind für die tägliche Realität. Bei fast allen waren die (wichtigen) Risikofaktoren wie ein erhöhter Blutdruck, eine Fettstoffwechselstörung ausgeschlossen, d. h. sie waren optimal eingestellt. Fast alle waren Nichtraucher. Die Realität im Praxisalltag sieht aber anders aus, wir behandeln Patienten, bei denen sowohl der Blutdruck als auch die LDL–Cholesterolwerte oftmals jeder Intervention trotzen und viele der Patienten wollen auf das Rauchen nicht verzichten.

Deshalb: Bleiben Sie kritisch beim Lesen und Interpretieren der neuesten doppelblinden placebokontrollierten Studien aus Übersee, lesen Sie „dahinter” und wenden Sie Ihre eigene Evidenz (immerhin Klasse IV) an.

Was bringt Ihnen dieses aktuelle Heft „Diabetes aktuell”? Wir haben einen Querschnitt von makro– und mikrovaskulären Komplikationen für Sie zusammengestellt und hoffen, Sie über vieles zu informieren.

Der Artikel zu den allgemeinen Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus zeigt die Bandbreite und die Vielfalt der möglichen Komplikationen, zeigt aber auch, dass selten nur eine Facette zutrifft, oft ein Mix von allem.

Wichtig ist uns die koronare Herzkrankheit bei Diabetikern – deshalb als Einzelartikel dargestellt. Hierzu können Sie eine aktuelle Zusammenfassung der Literatur und der Empfehlungen lesen.

Präventive Ansätze bei Übergewicht und Diabetes mellitus in unserer täglichen Arbeit sollten überwiegen, oft als Sekundärprävention „nur” noch machbar, dennoch eine der wichtigsten Handlungs– und Therapieoptionen immer als Basis zu propagieren.

Der Artikel zu Ernährungsempfehlungen bei Herzerkrankungen und Übergewicht hilft es, Zusammenhänge herzustellen und genau diese primär– und sekundärpräventiven Studien zu werten.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und beim Entdecken von Neuem und Altem... .

Einen erholsamen und erlebnisreichen Urlaub für alle, die ihn noch vor sich haben mit mediterraner Kost und viel Aktivität für die eigene Gesundheit.