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DOI: 10.1055/s-0028-1082602
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG
Hemmende Wirkung bestimmter Moleküle von Rapamycin gegen mehrere Krebsarten nachgewiesen
Publication History
Publication Date:
02 October 2008 (online)
Hemmende Wirkung bestimmter Moleküle von Rapamycin gegen mehrere Krebsarten nachgewiesen
Für das bisher als Immunsuppressivum eingesetzte Medikament Rapamycin, auch als Antibiotikum Sirolimus bekannt, wies der Innsbrucker Molekularbiologe Rainer Schneider gemeinsam mit Dr. Sybille Kraus, Max-Planck-Institut für molekulare Genetik, Berlin, und Neurologen der Ninewells Hospitals, Dundee/Schottland, eine tumorhemmende Wirkung u. a. bei Bauchspeicheldrüsenkrebs nach. Rapamycin wird demnächst gegen verschiedene maligne Tumore eingesetzt werden können. Auch könnten aus seinen einzelnen Molekülverbindungen neue Krebsmedikamente entstehen.
In der klinischen Medizin wird Rapamycin seit vielen Jahren als Immunsuppressivum bei Organtransplantationen eingesetzt, um die körpereigene Abwehr gegen das Transplantat zu überwinden. Nun zeigte das internationale Wissenschaftlerteam den Wirkungsmechanismus von Rapamycin auf molekularer Ebene auf: Es inhibitiert in der Zelle das Enzym mTORC1, das seinerseits einen sog. Autophagy-Prozess bremst. Autophagy wird ein Prozess genannt, bei dem die Zelle ihre eigenen Moleküle abbaut, die sie nicht mehr benötigt. Gleichzeitig aktiviert Rapamycin die Proteinphosphatase 2a (PP2A), die bekannt ist für ihren negativen Einfluss auf das Wachstum von Tumoren. PP2A interagiert mit Onkoproteinen und reguliert die Zellmigration. Diese Doppelwirkung von Rapamycin hat den Aktivitätsverlust des Signalwegs SSH (Sonic Hedgehoc) zur Folge, den Tumorzellen für ihr Wachstum nutzen. Hier wird konkret der Transkriptionsfaktor GLI3 gehemmt, der die Bildung des Gens Cyclin D1 unterdrückt, das wiederum den Zellzyklus reguliert. Die Tumorzellen können nicht mehr weiter wachsen und ihre Ausbreitung wird unterbunden. Rapamycin ist wirksam bei malignen Melanomen, Ovarialkarzinomen, Glioblastomen, kleinzelligen Lungenkarzinomen, Prostatakarzinomen sowie Karzinomen des Verdauungstrakts wie Bauchspeicheldrüsenkrebs. Schließlich bietet das Protein PP2A einen neuen medikamentösen Ansatz für die Wachstumshemmung von Tumorzellen.
Quelle: Cancer Research. 2008; 68 (12): 4658–4665.