Diabetes aktuell 2008; 6(4): 144-145
DOI: 10.1055/s-0028-1085039
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Tägliche Einnahme zu niedrig - Vitamin-D-Mangel und Herzinfarktrisiko bei Männern

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Publication Date:
29 August 2008 (online)

 

Neue Hinweise, dass ein Vitamin-D-Mangel das Risiko für eine kardiovaskuläre Herzkrankheit erhöhen kann, ergab eine neue fallkontrollierte Studie. Die Arbeitsgruppe um E. Giovannucci fand heraus, dass niedrige Spiegel von 25-Dihydroxyvitamin-D (25[OH]D) mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte (MI) assoziiert waren, selbst wenn alle bekannten Faktoren für die Entstehung einer koronaren Herzkrankheit berücksichtigt wurden.

In die fallkontrollierte "Health Pro-fessional Follow-up Study" (HPSF) wurden 18 225 Männer im Alter von 40 bis 75 Jahren aufgenommen, die zu Beginn der Studie keine kardiovaskuläre Krankheit hatten. Die Blutabnahmen zur Bestimmung der 25 (OH)D-Spiegel erfolgten zu 99 % zwischen 1. April 1993 und 30. November 1995. Während des Follow-up von 10 Jahren erlitten 454 Männer einen nicht-tödlichen Herzinfarkt oder starben an einer koronaren Herzkrankheit (KHK). Als Kontrollen dienten 900 Männer.

Bild: CD 24

Nach Adjustierung auf Alter, Datum der Blutentnahme und Raucherstatus hatten Männer mit erniedrigten 25(OH)D-Spiegeln (≤ 15 ng/ml) ein erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden als Männer mit normalen 25(OH)D-Spiegeln (≥ 30 ng/ml; RR 2,42; 95 %-KI 1,53-3,84). Auch nach zusätzlicher Adjustierung auf familiäre Anamnese für Herzinfarkte, Body-Mass-Index, Alkoholkonsum, Bewegung, Diabetes mellitus und Hypertonie, ethnische Zugehörigkeit, Wohnort, Fischverzehr, LDL- und HDL-Cholesterin sowie Triglyzeride war die Abhängigkeit von erniedrigten 25(OH)D-Spiegeln signifikant (RR 2,09; 95 %-KI 1,24-3,54).

Giovannucci betont, dass Männer mit 25(OH)D-Spiegeln über 30 ng/ml ein nur ca. halb so großes Risiko haben, einen Herzinfarkt zu erleiden, unabhängig von anderen kardiovaskulären Risikofaktoren. Dieser Zusammenhang gilt annähernd auch für die Mortalität an einer KHK, auch wenn die Fallzahlen zu klein waren, um genaue Aussagen machen zu können.

In der HPFS hatten nur 23 % der Männer 25(OH)D-Spiegel von 30 mg/dl, was typisch für einige Bevölkerungsschichten ist. Die Prävalenz eines Vitamin-D-Mangels ist höher bei Schwarzen oder Älteren. Bei Menschen, die in sonnenreichen Gegenden leben und bei denen die Vitamin-D-Produktion nicht durch Kleidung begrenzt wird, werden 25(OH)D-Werte zwischen 54 und 90 ng/ml erreicht, so die Autoren. Ob Werte über 35 ng/ml mit einer weiteren Risikoreduktion für Herzinfarkte assoziiert sind, kann aus den Daten dieser Studie nicht geschlossen werden.

Während der "Women's Health Initiative" WHI zeigte eine Vitamin-D-Gabe keinen Effekt auf das kardiovaskuläre Risiko, wobei die Autoren betonen, dass die Vitamin-D-Spiegel in der WHI keine so großen Schwankungen zeigten wie in der HPSF. Deshalb könnte es schwieriger gewesen sein, in der WHI einen Effekt auf das kardiovaskuläre Risiko nachzuweisen. Die Autoren weisen darauf hin, dass eine Einnahme von ca. 3 000 IU Vitamin D täglich notwendig ist, um den 25(OH)D-Spiegel von 12 auf 35,5 ng/ml zu erhöhen. Auch wenn eine Einnahme von 3 000 IU/d nach heutigen Standards sehr hoch erscheint, gibt es doch zunehmend Nachweise, dass bei Einnahmen unter 10 000 IU/d keine toxischen Effekte zu erwarten sind. Da die heutigen Nahrungsquellen wenig Vitamin D (z. B. 1 Glas Milch enthält ca. 100 IU) enthalten, schließen die Autoren, dass Personen, die hohe Spiegel von 35 ng/ml haben, diese im Wesentlichen über eine Sonnenexposition erreichen.

Wenn sich die in dieser Studie gezeigten Zusammenhänge zwischen Vitamin D und kardiovaskulärem Risiko als kausal erweisen, was noch bestätigt werden muss, wird möglicherweise die Zufuhr an Vitamin D erheblich höher liegen als in aktuellen Empfehlungen (200-600 IU/d), insbesondere für die Personen, die sich wenig in der Sonne aufhalten, kommentieren Giovannucci et al. Aus den Ergebnissen der Studie schließen die Autoren, dass die aktuell geltenden Werte zur Vitamin-D-Zufuhr erheblich erhöht werden müssen, um einen potenziellen Nutzen zu bewirken.

hosa

Quelle: Newsletter "Diabetes in Control". 1.7.2008. Giovannucci E et al. 25-hydroxyvitamin D and risk of myocardial infarction in men: a prospective study. Arch Intern Med 2008; 168: 1174-1180

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