Diabetes aktuell 2008; 6(4): 146
DOI: 10.1055/s-0028-1085043
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Neue Daten zu Pioglitazon - ACT-NOW-Ergebnisse vorgestellt

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Publication Date:
29 August 2008 (online)

 

Neue Ergebnisse der ACT-NOW-Studie weisen darauf hin, dass Pioglitazon die Entstehung bzw. die Progression eines Prädiabetes in einen manifesten Diabetes bei 81 % verhindern kann. Die NNT (number needed to treat) betrug 3,5 für ein Jahr, um einen Fall von Typ-2-Diabetes zu verhindern. " Eine sehr günstige Zahl", so R. A. DeFronzo, der die Daten auf dem diesjährigen Meeting der ADA vorstellte.

"Wenn sich diese Ergebnisse wiederholen lassen, stehen die Pioglitazone an erster Stelle in der Prävention", kommentierte S. Genuth, Vorsitzender der Veranstaltung, in der die Ergebnisse der aktuellen klinischen Studien dargestellt wurden. Der einzige andere Wirkstoff, der vergleichbare Ergebnisse vorweisen kann, ist das Thiazolidinedion Rosiglitazon. Es verhinderte in der DREAM-Studie bei 60 % der Hochrisikopatienten eine Progression in einen Diabetes. Diät und körperliche Bewegung - von der ADA als erste Maßnahme zur Diabetesprävention gefordert - reduzierte die Progression einer pathologischen Glukosetoleranz in einen Diabetes um 50 % in der "Diabetes Prevention Program"-Studie.

Trotzdem bleibt die große Frage, ob Pioglitazon oder ein anderer Wirkstoff Diabetes wirklich verhindern kann, oder ob der Nutzen wegfällt, wenn die Behandlung beendet wird. DeFronzo wollte nicht darüber spekulieren. "Die Antwort wird kommen, die Auswaschphase der ACT-NOW-Studie endet am 1. August", so DeFronzo. Zum jetzigen Zeitpunkt scheint es, als wenn die Gabe von Pioglitazon unbegrenzt erfolgen muss, was die Bedenken über langfristige Nebenwirkungen erhöht.

In die prospektive, doppelblinde placebokontrollierte ACT-NOW-Studie wurden 602 Patienten aufgenommen. Die Patienten wurden zu Placebo oder Pioglitazon in einer Dosierung von 30-45 mg/d randomisiert. Der Nüchternblutzucker lag zwischen 95 und 125 mg/dl, eine pathologische Glukosetoleranz wurde mit einem oralen Glukosebelastungstest nachgewiesen. Die Patienten litten an einer Komponente des Metabolischen Syndroms oder einem anderen Hochrisikofaktor für Diabetes. In ACT-NOW war das Risiko für Frakturen, kardiale Ereignisse und andere unerwünschte Nebenwirkungen mit Placebo vergleichbar, bis auf eine erhöhte Ödembildung unter Pioglitazon gegenüber Placebo (22 vs. 15 %). Die Gewichtszunahme war ebenfalls größer (3,5 vs. 0,6-0,7 kg). Pioglitazon verbesserte die Rate der Progression zu Diabetes um 1,5 % pro Jahr, verglichen mit 6,8 % pro Jahr unter Placebo. Eine Progression in einen Typ-2-Diabetes wurde als Nüchternblutzuckerwert von 126 mg/dl und höher während des Follow-ups definiert und durch einen oralen Glukosetoleranztest bestätigt.

Patienten, die an Prädiabetes litten und die niedrigste Betazellfunktion und Insulinsensitivität zu Beginn der Studie hatten, hatten das größte Risiko, einen Diabetes im Follow-up zu entwickeln. Patienten, die mit Pioglitazon behandelt wurden, konnten eher wieder eine normale Glukosetoleranz erreichen (42 vs. 28 %). Diese Vorteile waren auf eine größere Verbesserung der Betazellfunktion zurückzuführen, als von Thiazolidinedionen erwartet wurde.

hosa

Quelle: 68th Sessions der American Diabetes Association, San Francisco, 6.-10. Juni 2008

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