Diabetes aktuell 2008; 6(4): 150
DOI: 10.1055/s-0028-1086154
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Blutdruckmessung - Nur der systolische Wert ist wichtig

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Publication Date:
29 August 2008 (online)

 

Die Diagnose "Hypertonie" und die Blutdruckmessungen sollten sich bei Patienten über 50 Jahren auf die alleinige Messung des systolischen Wertes stützen, statt, wie derzeit üblich, auf die Messungen des systolischen und diastolischen Wertes, so der Standpunkt von B. Williams.

Der Experte erläutert, dass angesichts der höheren Lebenserwartung und aufgrund der hohen Prävalenz bei über 50-Jährigen die systolische Hypertonie zunehmen und bedeutender werden wird, verglichen mit der diastolischen Hypertonie. Der systolische Blutdruck steigt mit dem Alter, während der diastolische Blutdruck nur bis zu einem Alter von rund 50 Jahren ansteigt und anschließend wieder abfällt. Also genau zu dem Zeitpunkt, an dem das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen steigt.

"Da mehr als 75 % der Menschen mit Hypertonie über 50 Jahre alt sind, ist die Hauptursache der Hypertonie auf den systolischen Blutdruck zurückzuführen. Die Heranziehung des diastolischen Blutdrucks zur Diagnose und Risikoeinschätzung bei älteren Menschen ist deshalb unlogisch", so Williams.

Um die Behandlungsstrategien für Ärzte und Entscheidungsträger zu vereinfachen, und das Augenmerk der Pharmakologen auf das richtige Ziel zu lenken, schlägt der Autor vor, dass bei 50- und über 50-Jährigen nur der systolische Blutdruck gemessen werden sollte. Er nennt 4 Gründe:

Bild: Photo Disc Health and Medicine 2

Der systolische Blutdruck kann einfacher und genauer als der diastolische Blutdruck gemessen werden und ist ein besserer Vorhersageparameter für das Risiko. Für Patienten ist ein Wert verständlicher, da viele nicht wissen, welcher der zwei Werte der wichtigere ist. Viele Ärzte haben widersprüchliche Informationen zu systolischem und diastolischem Blutdruck erhalten und viele fällen ihre Therapieentscheidung aufgrund des diastolischen Wertes. Wenn nur der systolische Wert zur Beurteilung herangezogen wird, vereinfacht das die Entscheidung. Wenn man die Aufklärung über die Erkrankung bei über 50-Jährigen auf einenWert beschränkt, kann das die Behandlungsergebnisse bei denen, die eine systolische Hypertonie haben, deutlich verbessern und die Folgeerkrankungen und Todesraten senken.

Das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen steigt kontinuierlich ab einem systolischen Wert von 115 mmHg. Die meisten nationalen und internationalen Leitlinien befürworten eine Einstellung des Blutdrucks unter 140 mmHg, aber es fehlen prospektive randomisierte Studien, um den besten Zielwert bei systolischer Hypertonie bestimmen zu können. "Solche Studien werden dringend benötigt, und vielleicht führt unser Aufruf einer neuen Bewertung des systolischen Blutdrucks zur Durchführung solcher Studien" so die Autoren.

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Quelle: Newsletter "Diabetes in Control". 2.7.2008. Williams B et al. Systolic pressure is all that matters. Lancet 2008; 371: 2219

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