Fragestellung: Wir beobachteten bei kognitiv eingeschränkten Patienten unabhängig von der neurologischen
Grunderkrankung häufig eine Störung der relativen Raumorientierung beim Einnehmen
einer liegenden Position. Ziel der Studie war es, diese Körperachsenorientierungstörung
systematisch zu untersuchen und die Eignung als ein klinisches Zeichen für kognitive
Störungen zu prüfen.
Methoden: Patienten wurden mithilfe des DemTect und Mini Mental Status Test (MMST) auf ihre
kognitive Leistung untersucht. Anschließend wurde die Winkelabweichung der Körperachse
der Patienten zur Bettrandparallelen nach Einnahme einer liegenden Position ausgehend
von der Position „Sitzen am Bettrand“ anhand fotographischer Aufnahmen geblindet für
das Ergebnis der kognitiven Testung gemessen. Ausschlusskriterien waren Alter <60
Jahre, Einweisung mit Verdacht auf Schlaganfall, Parese, die ein selbständiges Hinlegen
und Ausrichten der Körperachse unmöglich machte und Nachweis einer fokalen Läsion
oder Raumforderung in der zerebralen Bildgebung (CT oder MRT). 102 konsekutive Patienten
wurden eingeschlossen.
Ergebnisse: Das Durchschnittsalter betrug 71,5 Jahre, die ermittelten Winkelwerte lagen bei 0°
bis 25°. Eine Demenz bzw. ein leichtes kognitives Defizit (MCI) ergab sich nach MMST-Kriterien
bei 7 bzw. 28, nach DemTect-Kriterien bei 11 bzw. 21 Patienten. Sowohl die Punktzahl
im MMST als auch im DemTect korrelierte signifikant invers mit dem ermittelten Winkelwert
(MMST: r=-0,29, p=0,004; DemTect: r=-0,41, p<0,001). Die Fläche unter der Kurve
für MCI gegenüber kognitiv Gesunden (receiver operating characteristic) betrug 0.722
(p<0,0001). Bei einem Winkel von 10° beträgt die Sensitivität der Detektion einer
MCI 34% bei einer Spezifität von 94% (DemTect-Kriterien).
Schlussfolgerung: Die spontane Orientierungsstörung der Körperachse beim Hinlegen ist ein einfaches
klinisches Zeichen, das den Kliniker mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das Vorhandensein
kognitiver Defizite hinweist.