Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2008; 18 - A19
DOI: 10.1055/s-0028-1087072

Veränderungen des Zugangs und der Komplikationen bei Patienten mit Anschlussrehabilitation nach Hüft- und Kniegelenks-Endoprothesen-Operation mit Einführung des DRG Systems

G Kopp 1, I Hinkel 1, W Mau 1
  • 1Institut für Rehabilitationsmedizin, Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale)

Ziele:Über einen langen Zeitraum vor und während der DRG-Konvergenzphase sollten bei der Anschlussrehabilitation bzw. Anschlussheilbehandlung (AR/AHB) von Patienten nach Hüft- oder Knie-TEP-Implantationen Veränderungen der Krankenhausverweildauer (VWD), der Verlegungszeiten, der Komplikationsrate, der Rückverlegungen und des Medikamentenverbrauchs untersucht werden.

Patienten und Methoden: Jeweils vom 1. Februar bis 30. April der Jahre 2001–2007 wurden retrospektiv die Akten von insgesamt 3.196 Patienten einer Rehabilitationsklinik im Anschluss an Knie- oder Hüft-TEP-Implantationen analysiert. Die Auswertungen erfolgten mit T-Test, Chi-Quadrat-Test, Varianzanalysen und logistischer Regression.

Ergebnisse: Die mittlere Krankenhaus-VWD ging von 16,8 (2001) auf 12,6 Tage (2007) zurück (p<0,001). Die Häufigkeit der Direktverlegungen zur AR/AHB stieg von 9,0 auf 46,7% (p<0,001). Die Gesamtkomplikationsrate erhöhte sich von 3,0 a1,8% (p<0,001) vor allem auf Grund von Wundheilungsstörungen mit einem Anstieg von 0,6 auf 14,4% (p<0,001). Krankenhausrückverlegungen wegen akuter Komplikationen stiegen von 1,6 auf 3,7% (p=0,07). Wundheilungsstörungen waren gehäuft bei kürzerer Gesamtzeit aus VWD und Übergangszeit zur AR/AHB (p<0,0001), Frauen (p=0,01) sowie Operationen wegen Schenkelhalsfrakturen, dagegen vermindert bei primärer Knie-TEP gegenüber anderen Operationen. Die Häufigkeit anderer Komplikationen stieg mit höherem Alter an (p<0,0001) bis auf 12,4% bei den über 80-Jährigen. Im Studienzeitraum erhöhte sich der Medikamentenverbrauch bei Analgetika und vorwiegend wegen Harnwegsinfekten bei Antibiotika.

Schlussfolgerungen: Mit der DRG-Einführung werden bereits vor Abschluss der Konvergenzphase Hinweise auf eine Verlagerung von postoperativen Komplikationen und Leistungen aus den Akutkrankenhäusern in den Bereich der Rehabilitation gefunden. Die weitere Entwicklung ist in der Zukunft zu untersuchen, um Grundlagen für vernetzte Rehabilitationsprozesse zu schaffen, die auf den Erhalt bzw. die Wiederherstellung der Aktivität und Teilhabe als zentrale Rehabilitationsziele und die angemessene Ressourcenallokation fokussieren.