Unter der Fragestellung der Bedeutung für die Kommunikation wird der Umgang mit eigenen
Fehlern von Seiten der Behandelnden, Pflegenden, Begleitenden als Einzelperson wie
auch als Mitglied eines Teams sowie der Patienten selbst, wenn diese in der (biographischen)
Selbstreflexion Fehler thematisieren, analysiert. Zunächst wird geprüft, welche Definitionen
des Begriffs Fehler für eine solche Betrachtung tauglich sind. Lange Zeit galt: Fehler
ist gleich Abweichung von einer Norm. Das Deutsche Institut für Normung (DIN) definiert
Fehler als einen „Merkmalswert, der die vorgegebenen Forderungen nicht erfüllt“ bzw.
als „Nichterfüllung einer Forderung“. Forderungen im Kontext von Palliative Care können
sich auf verschiedenen Ebenen und Bereichen ergeben, hierzu gehören u.a. instrumentelle
(Kenntnisse und Fertigkeiten, ‘Best Practice'), ethische (Haltung, Gewissen, Verantwortung,
Reflexion) und intrasubjektive Forderungen (Fähigkeiten).
Die transdisziplinäre Definition von Martin Weingardt erweitert das Fehlerverständnis:
„Als Fehler bezeichnet ein Subjekt angesichts einer Alternative jene Variante, die
von ihm – bezogen auf einen damit korrelierenden Kontext und ein spezifisches Interesse
– als so ungünstig beurteilt wird, dass sie unerwünscht erscheint.“
Jedoch wird nicht selten erst retrospektiv ein ursprünglich als gut oder richtig eingeschätztes
Tun oder Unterlassen als Fehler gewertet. Dabei wird bei der Zurechenbarkeit von Folgen
häufig übersehen, dass nicht steuerbare Variablen in die Bewertung mit einbezogen
wurden oder ein Lebensentwurf vor dem Hintergrund einer konjunktivischen Lebensbilanz
umbewertet wird.
Für den Umgang mit Fehlern gibt es unterschiedliche Möglichkeiten: Negieren, Bagatellisieren,
Verantwortung übernehmen, abweisen oder zuweisen, Reflektieren, transparent machen,
als Chance zum Lernen oder zur Verbesserung der Kommunikation zu betrachten. Als am
meisten belastender Fehler in Palliative Care wird nach einer Untersuchung von Monika
Müller empfunden, dass bei einer Sterbebegleitung „der Anspruch der Palliativmedizin
nicht erfüllt“ worden sei, der Mantel gerissen ist. Ist dies nur instrumentell gemeint?
Reichte das Bemäntelnde nicht mehr aus, um den Schwindel der Angst vor der Endlichkeit
zu überdecken? Zwingt Palliative Care Sterbebegleiter wie die Sterbenden selbst in
einen Mantel von Qualitätskriterien für das Sterben, der für manchen zu eng ist und
deshalb reißen muss?