Fragestellung: Gerade am Lebensende stellt sich für viele Menschen die Frage nach dem Lebenssinn.
Eine lebensbedrohliche Erkrankung kann zu Sinnverlust und Einbußen an Lebensqualität
führen. Zur Erfassung dieses hochindividuellen Konstruktes wurde der SMiLE (Schedule
for Meaning in Life Evaluation) entwickelt und an einer studentischen Stichprobe sowie
an einer repräsentativen deutschen Stichprobe validiert. Die vorliegende Untersuchung
berichtet über Inhalte und Ausprägung des Lebenssinns von Palliativpatienten, und
vergleicht diese zur deutschen Repräsentativerhebung. Methode: Im SMiLE werden die Teilnehmer gebeten, 3–7 sinnstiftende Bereiche anzugeben. Jeder
Bereich wird in Bezug auf Wichtigkeit und gegenwärtige Zufriedenheit eingeschätzt.
Daraus werden ein Wichtigkeitsindex (Range 20–100), ein Zufriedenheitsindex (Range
0–100) sowie ein Index der gewichteten Zufriedenheit (SMiLE-Index, Range 0–100) errechnet.
Die angegebenen Lebenssinnbereiche werden 13 aus der Repräsentativerhebung abgeleiteten
Inhaltskategorien zugeordnet. Ergebnis: 100 Palliativpatienten nahmen teil und nannten im Mittel 5,3±1,6 sinnstiftende Bereiche.
Die Zufriedenheit betrug 70,2±19,7, die Wichtigkeit 84,7±11,5 und die gewichtete Zufriedenheit
72,0±19,4. Die repräsentative Stichprobe (N=977) zeigte eine höhere Zufriedenheit
(82,8±14,7; p<0,001) und gewichtete Zufriedenheit (83,3±14,8; p<0,001), unterschied
sich jedoch nicht hinsichtlich der Wichtigkeit (85,6±12,3; ns). Insgesamt gaben Palliativpatienten
signifikant mehr sinnstiftende Bereiche an als die Normalbevölkerung (3,8±1,4; p<0,001).
Insbesondere nannten sie häufiger Partnerschaft, Freizeit, Spiritualität, Natur, Hedonismus
und Wohlbefinden, während Gesunde häufiger den Bereich Arbeit als sinnstiftend angaben.
Niedrigere Zufriedenheitswerte zeigten die Patienten insbesondere in den Bereichen
Natur, Gesundheit und Hedonismus sowie zu einem geringeren aber dennoch signifikanten
Ausmaß in den Bereichen Arbeit und Freizeit. Schlussfolgerung: Palliativpatienten nennen insgesamt mehr und andere Bereiche als sinnstiftend als
Teilnehmer der Repräsentativerhebung, sind jedoch weniger zufrieden mit diesen. Neue
Verfahren und Methoden sind nötig, um Palliativpatienten zu unterstützen, ihren Lebenssinn
soweit möglich aufrechtzuerhalten. Mithilfe des SMiLE Verfahrens können individuell
sinnstiftende Bereiche identifiziert werden, welche als Grundlage für eine Verbesserung
der Lebenszufriedenheit am Lebensende herangezogen werden können.