Fragestellung: Der Einsatz diagnostischer Maßnahmen erfordert insbesondere in der Palliativmedizin
eine Abwägung der damit einher gehenden Belastungen und Aufwendungen gegenüber der
mutmaßlichen therapeutischen Relevanz. Daten über eingesetzte Methoden, Ausmaß, Durchführungs-
und Beurteilungsprobleme und therapeutische Relevanz diagnostischer Maßnahmen vor
dem Hintergrund einer weit fortgeschrittenen inkurablen Erkrankungssituation fehlen
jedoch. Methodik: Im Rahmen der Hospiz- und Palliativerhebung HOPE wurden mithilfe des Moduls Diagnostik (DIA) im Erhebungszeitraum 03–06/2007 in ambulanten und stationären Einrichtungen Aspekte
zur Quantität und Qualität von bildgebenden und mikrobiologischen Verfahren abgefragt.
Ergebnisse: Das Diagnostikmodul wurde bei 691 Pat. (von insges. 3184 Pat. in HOPE 2007; 21,7%)
ausgefüllt. Alter und Verweildauer der Patienten mit Diagnostik unterschieden sich
kaum vom Gesamtkollektiv: Alter 67,9J. (DIA); 67,8J. (HOPE); Verweildauer 16,9d (DIA);
18,2d (HOPE). Weit überwiegend wurden diagnostische Maßnahmen in stationären Einrichtungen
dokumentiert (86,1%); insbesondere auf Palliativstationen (n=565). Dort entfielen
26,1% (n=155) aller Verfahren auf mikrobiologische Laboruntersuchungen, die in 88,4%
als therapeutisch relevant bewertet wurden, z.B. in Bezug auf Antibiotikatherapie
oder generelle prognostische Neubewertung. Bei den bildgebenden Verfahren wurden 684
Untersuchungen bei 411 (69,1%) der stationären Patienten dokumentiert, entsprechend
22,6% aller stationären HOPE-Patienten (n=1806). Stationäre Bildgebung verteilte sich
auf Sonografie 40,8%, Röntgen 40,1%, CT/MRT 16,8%, und NUK 2,2%. Als therapeutisch
relevant wurden 80,8% aller bildgebenden Untersuchungen eingeschätzt. In 20,7% wurden
Probleme bei der Durchführung dokumentiert, insbes. Schmerzen, Transport-/Lagerungsprobleme
und Ruhebedürfnis des Patienten. Probleme der Beurteilbarkeit traten in 5,6% aller
dokumentierten Untersuchungen auf. Schlussfolgerungen: In der palliativmedizinischen Versorgung wird Diagnostik gleichermaßen in stationären
palliativmedizinischen und onkologischen Versorgungsstrukturen unabhängig vom Alter
des Patienten und der Verweildauer eingesetzt. Mindestens jeder 5. stationäre mit
HOPE dokumentierte Patient erhielt bildgebende Diagnostik, mit einem hohen Maß an
therapeutischer Konsequenz und vertretbarem Ausmaß an Problemen der technischen Durchführung.
Insofern ergeben sich neue Aspekte zur palliativmedizinischen Praxis und zur bisherigen
low-technology-Haltung in der Palliativmedizin.