Hintergrund: Die Bevölkerungsstruktur in Deutschland wird sich aufgrund einer hohen Lebenserwartung
und niedriger Geburtenrate weiter verändern. Die Auswirkungen dieser Entwicklung auf
die Palliativ- und Hospizversorgung wurde bisher wenig beachtet. Fragegestellung: Wie viel Sterbende wird es in 2030 und 2050 in Deutschland geben? Welche Veränderungen
bezüglich Todesursachen, Multimorbidität und Sterbeorte sind zu erwarten? Welche Auswirkungen
hat das auf die Palliativmedizin und Hospizarbeit in Deutschland? Methode: Sekundäre Analyse der Bevölkerungsdaten, inklusive der Vorausberechnungen des Statistischen
Bundesamtes bezüglich Bevölkerung, Sterbende, Sterbeorte, Todesursachen, sowie eigener
Vorausberechnungen bezüglich Sterbedaten in Krankenhäusern. Ergebnisse: Die Anzahl der in Deutschland lebenden Menschen wird in den nächsten 20–40 Jahren
deutlich abnehmen, die Menschen werden älter sein und die Anzahl der Sterbenden wird
zunehmen. Im Jahr 2050 werden voraussichtlich nur noch 69 Mio. Menschen in Deutschland
leben (-14 Mio im Vergleich zu heute). Bei einer steigenden Lebenserwartung (+7 Jahre)
und einer anhaltend geringen Geburtenrate wird es immer mehr ältere Menschen (>65)
und weniger Menschen im Lohnerwerbsalter (20–65) geben. Die Anzahl der Sterbenden
wird voraussichtlich in den kommenden Jahren um 250.000 auf über 1 Mio jährlich ansteigen
(+30%). Ein Grund ist der älter werdenden ‘Baby-Boomer' Jahrgang. Es wird angenommen,
dass insbesondere chronische Erkrankungen zunehmen, die Menschen im hohen Alter multimorbider
werden und die Mehrheit an einer kardiovaskulären Erkrankung sterben wird. Eigenen
Berechnungen zufolge wird auch die Zahl der Krankenhaussterbefälle ansteigen. Weitere
Aussagen bezüglich Sterbeorte können derzeit aufgrund fehlender repräsentativer Daten
nicht getroffen werden. Schlussfolgerung: Nach dem derzeitigen Wissensstand wird sich die Palliativmedizin und Hospizarbeit
in Deutschland auf eine verändernde Versorgungssituation bezüglich der Begleitung
am Lebensende einstellen müssen: steigende Anzahl von Sterbenden, mehr alte und vermutlich
multimorbide Sterbende mit unterschiedlichen Verläufen am Lebensende und weniger Menschen,
die die Versorgung übernehmen können. Es wird ein Ausbau und eine Umstrukturierung
des Palliativ- und Hospizangebots ambulant und stationär nötig sein, sowie eine verstärkte
Zusammenarbeit zwischen dem ehrenamtlichen Bürgerengagement und dem professionellen
Sektor.