Der Wunsch der meisten Menschen ist es, die letzte Lebensphase zuhause zu verbringen.
Aktuell werden große organisatorische und politische Anstrengungen unternommen, um
eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) flächendeckend zu etablieren.
Die vorliegende Arbeit sollte untersuchen, welche Krankheitsdiagnosen zur Beanspruchung
von SAPV Strukturen führen. Methode:Über Erfassungsbögen des palliativärztlichen Dienstes (PÄD) wurden Patientendaten
anonymisiert erhoben und in einer Excel Datenbank ausgewertet. Ergebnisse: Im 3. und 4. Quartal 2007 wurden 104 Patienten vom PÄD (mit-) betreut. Die Patienten
waren im Schnitt 69,8 Jahre alt (38,8–95,1 Jahre), bei 95 Patienten (91,3%) lag eine
Karzinomerkrankung vor. Die beiden häufigsten Diagnosen lauteten Mammakarzinom (10)
und Colon/Rektumkarzinom (10). Abb.1 zeigt die relative Verteilung der tumorbedingten
Todesfälle in Bezug auf die Todesursachenstatistik des Bundes 2005. Andere Diagnosen
waren Demenz (2), COLD (2), MS (1), Dialyseverweigerung (1), Silikose (1), ALS (1)
und M. Parkinson (1).
Diskussion: Die Verteilung der Krankheiten – ca. 90% Tumorerkrankungen – wird in verschiedenen
Projekten ähnlich berichtet [Herrlein 04]. Im Vergleich mit der Todesursachenstatistik
des statistischen Bundesamtes fiel auf, dass der Bedarf palliativmedizinischer Betreuung
vor allem bei verschiedenen gastrointestinalen Tumorentitäten relativ höher war als
die statistische Verteilung der Todesfälle im Land. Ein gegenläufiger Trend konnte
bei Leukämien und Bronchialkarzinomen festgestellt werden. Andere Arbeitsgruppen fanden
ebenso ein unterdurchschnittliches Versterben von Patienten mit Bronchialkarzinom
im ambulanten Bereich und einen gegenläufigen Trend beim Colonkarzinom [Kern 07, Davies
06]. Kern et al vermuten, dass insbesondere die beim Bronchialkarzinom auftretende
Luftnot eine häusliche Begleitung verhindere [Kern 07]. Wir denken, dass bei gastrointestinalen
Tumorerkrankungen symptomreiche aber ambulant behandelbare Verläufe überwiegen (Subileus,
Schmerzen, Übelkeit/Erbrechen), dagegen bei Bronchialkarzinomen und Leukämien relativ
lange vermeindlich kurative chemotherapeutische Therapieverfahren eine Überweisung
zur palliativmedizinischen Begleitung verzögern. Hier sehen wir Verbesserungspotential
in der Kooperation.
Abb.1: Todesursachen PÄD im Vergleich zur Statistik des Bundes (die Prozentangaben beziehen
sich auf die tumorbedingte Todesrate)