Einleitung: Das Lebensende von Menschen mit Krebserkrankungen ist gekennzeichnet von somatischen
und psychosomatischen Krankheitssymptomen, die mit Unsicherheit, Verzweiflung und
existentieller Angst einhergehen können (Nauck 2001; Ellershaw 2003; Doyle 2005).
Dabei wird die Arzt-Patient-Kommunikation, sowohl von Patienten als auch Angehörigen
als einer der wichtigsten Punkte in der Begleitung am Lebensende angesehen (Steinhauser,
Christakis et al. 2000). Qualitativ hochwertige Palliativversorgung können nur Ärzte
leisten, die frühzeitig lernen effektiv zu kommunizieren (Baile and Aaron 2005). Allerdings
fehlen für das Medizinstudium in Deutschland wissenschaftlich fundierte Modelle für
die curriculare Lehre der Kommunikation am Lebensende. Ein Pilotprojekt zur Verbesserung
der kommunikativen Fähigkeiten von Medizinstudenten stellt die palliativmedizinische
Ausbildung an der Universität Witten/Herdecke dar. Sie wird im Folgenden vorgestellt.
Methode: Eine Literaturrecherche ergab ausschließlich Studien geringer Evidenz. Da keine deutschsprachigen,
randomisiert kontrollierten Studien über Lehrinterventionen oder offene Effektstudien
zur curricularen palliativmedizinischen Lehre vorliegen, wurde im angloamerikanischen
Raum gesucht. Die gefundenen Studien waren deskriptiv und hatten einen Evidenzgrad
C. Ergebnisse: Als Hauptergebnisse zeigten sich (a) ein Mangel an Konsistenz über die Inhalte palliativmedizinischer
Lehre im Medizinstudium, (b) eine zu geringe formale Evaluation von Curricula in der
Palliativmedizin und (c) ein Fokus auf Wissens- und Fertigkeitenvermittlung bei gleichzeitigem
Fehlen von Konzepten zur Vermittlung von palliativmedizinischer Haltung (Lloyd-Williams
and MacLeod 2004). Anhand des Seminars „Kommunikation mit Sterbenden“ an der Universität
Witten/Herdecke wird gezeigt, wie das palliativmedizinische Aufklärungsgespräch über
lebensbegrenzende Diagnosen (BBN) in Kleingruppenarbeit, Rollenspielen, Realpatientenkontakt
und weiteren interaktiven, feedbackorientierten Methoden gelehrt werden kann. Im Fordergrund
steht, wie diese Methoden für die palliativmedizinische Lehre erschlossen und genutzt
werden können und dadurch die kommunikative Ausbildung von Medizinstudenten verbessern
wird. Ausblick: Erste Ergebnisse der Lehrevaluation mittels des Instrumentes Collett-Lester Fear of
Death Scale (revised version) (Lester et al. 2003) weisen einen positiven Effekt im
Bereich der Selbstwirksamkeit der Seminarteilnehmer (‘selfefficacy'; Bandura 1984)
und damit der palliativmedizinischen Versorgung auf. Die Ergebnisse der Erhebung werden
in Kürze veröffentlicht. Indes gibt es noch viel zu tun, dazu bedarf es weiterer Forschung
auf diesem Gebiet.